Heiliger Krieg – heiliger Profit. Afrika als neues Schlachtfeld des internationalen Terrorismus.

Von Redaktion · · 2014/06

Marc Engelhardt

Ch. Links Verlag, Berlin 2014, 223 Seiten, Euro 17,50

Die Entführung von mehr als 200 Schulmädchen durch die islamistische Boko Haram in Nigeria im April 2014 führt der Welt vor Augen, wofür diese Organisation steht: „Westliche Bildung ist Sünde“. Religiös verbrämt provoziert die im muslimischen Norden des Landes operierende Terrorgruppe den nigerianischen Staat. Sie prangert – zu Recht – an, dass die Einnahmen aus dem Ölreichtum in den Taschen von korrupten Politikern versickern, dass Christen die Politik dominieren und der arme Norden vernachlässigt werde. Mit Angriffen auf Kirchen und christliche Dörfer, die Vergeltungsschläge gegen muslimische Dörfer nach sich ziehen, gelingt es den Islamisten, den Eindruck zu erwecken, es handle sich um einen religiösen Konflikt. Dadurch wird der Zulauf von fanatisierten Jugendlichen garantiert.

Marc Engelhardt sieht hinter diesem Kampf wie hinter den meisten anderen unter dem Banner der Religion geführten Feldzügen, wirtschaftliche Ursachen. Die hohe Arbeitslosigkeit im Norden treibe den Fanatikern die Freiwilligen geradezu in die Arme. Korrupte Militärs verkaufen ihnen Waffen aus den Depots der Armee, die die Terroristen eigentlich verfolgen sollte. Und Provinzpolitiker, die auf muslimische Stimmen angewiesen sind, sorgen dafür, dass diese Verfolgung nur auf Sparflamme stattfindet.

Von Somalia bis Timbuktu, von der Zentralafrikanischen Republik bis zur Sahara: Überall, wo sektiererische Gruppen sich auf die Religion berufen, findet man ökonomische Interessen und meist auch ethnische Gegensätze. Und die Rolle der europäischen Staaten bei der Ausbeutung der afrikanischen Rohstoffe dürfe dabei nicht unterschätzt werden, meint der Autor, der sich nicht nur mit den schnell wachsenden islamistischen Eiferern, sondern auch mit dem christlichen Fanatiker Joseph Kony und seiner Lord‘s Resistance Army in Uganda befasst. Er hat hunderte verschleppte Kinder zu Kampfmaschinen gemacht. Der langjährige taz-Korrespondent Engelhardt hat die Krisenherde des Kontinents besucht und die Konflikte in zahlreichen Reportagen aufgearbeitet. Diese fließen auch immer wieder in die analytischen Kapitel ein. Eine Schwäche des gut recherchierten Buches ist es, dass die Reportageteile stellenweise etwas aufgesetzt wirken.
Ralf Leonhard

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