Henning Melber (Hg.): Namibia

Von Anke Schwarzer · · 2004/02

Grenzen nachkolonialer Emanzipation

Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt a.M. 2003, 224 Seiten, EUR 16,90
Die Republik Namibia wurde 1990 ausgerufen – nach Jahrzehnten des Krieges zwischen der Befreiungsorganisation SWAPO und den südafrikanischen Besatzern sowie Verhandlungen über einen „kontrollierten Wandel“ zur Unabhängigkeit. Nun ist es Zeit für eine Bilanz, so dachten wohl Henning Melber und einige andere AutorInnen, die den Widerstand der SWAPO jahrelang begleitet oder aktiv gestaltet haben. Was macht die Befreiungsbewegung an der Macht? Wie sieht das nachkoloniale Namibia aus?
Elf Männer und eine Frau wagten eine erste kritische Zustandsbeschreibung. Die Beiträge, denen man leider oft die Übersetzung und die Kürzungen anmerkt, beleuchten die Rechte indigener Bevölkerungsgruppen, die von gesellschaftlichen Tabus geprägte Debatte um die AIDS-Epidemie sowie die staatliche Erinnerungs- und Kulturpolitik. Anhand der Autobiographie Sam Nujomas, „Where Others Wavered“, zeigt Christoph Saunders anschaulich das autoritäre Staats- und Parteiverständnis des namibischen Präsidenten. Das ausgeprägte Freund-Feind-Denken und die vorherrschende militärische Rhetorik innerhalb der SWAPO führen die AutorInnen nicht zuletzt auf die Kommandostrukturen während des Befreiungskampfes zurück. Insgesamt ist die Bilanz bitter: Mängel im demokratischen Bewusstsein und in der Umsetzung der Verfassung in die Alltagspraxis, Begünstigung neuer Eliten sowie einseitige Geschichtsbilder und Mythologisierung des Befreiungskampfes.
Das Buch konzentriert sich auf die politische Kultur Namibias, die ökonomische Entwicklung wird zwar erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt. Auch der Aspekt, wie sich die Weißen, eine kleine, aber potente Minderheit, nun im neuen Staat bewegen, fehlt.
Doch es ist ein wichtiges, ehrliches Buch – und ein mutiges Unterfangen. Zum einen droht Beifall von falscher Seite, zum anderen werden die SWAPO-Oberen die Analysen mit der „Verräter-Keule“ abkanzeln, befürchten die AutorInnen. Ihr Anliegen ist es jedoch, Demokratisierung und gesellschaftliche Emanzipation auch im nachkolonialen Namibia hartnäckig anzumahnen.

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