Himmelspalast und Großer Bär

Von Sven Hansen · · 2025/Sep-Okt

China will führende Macht im Weltraum werden.

Für 2030 plant die Volksrepublik China ihre erste bemannte Mondlandung. Präsident Xi Jinping will, dass China bis 2045 zur führenden Macht im Weltall wird.

Der Countdown für die Umsetzung hat längst begonnen. Das Büro für bemannte Raumfahrt der Volksrepublik hat am 24. Februar 2023 den Bau der Weltraumstation Tiangong (übersetzt: Himmelspalast) für abgeschlossen erklärt. Über fast zwei Jahre hatten Taikonauten, wie chinesische Kosmonauten heißen, das Kernmodul und die zwei Wissenschaftsmodule ins All gebracht und montiert. Seitdem leben auf der Station ständig drei Taikonauten. Alle sechs Monate werden sie abgelöst, zuletzt im April.

Die Regierung in Peking entschied sich für den Bau der Station, nachdem die USA die Volksrepublik von der Internationalen Raumstation ISS ausgeschlossen hatten. Seinen ersten Taikonauten schickte China 2003 ins All – als dritte Nation überhaupt. 2024 stellte ein anderer mit neun Stunden den Rekord für den längsten Weltraumspaziergang auf.

Die erste unbemannte Mondlandung gelang der Volksrepublik im Dezember 2013. Und als bisher erstes Land landete China 2019 eine Raumsonde auf der Rückseite des Mondes. Weil zur erdabgewandten Seite keine direkte Funkverbindung möglich ist, musste zur Überbrückung erst ein Übertragungssatellit in Position gebracht werden.

Machtspiel im All. Die chinesische Raumfahrt begann in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre aus militärischer Motivation.
Stalin hatte Mao Hilfe beim Bau einer Atombombe versprochen. Doch mit dem Bruch zwischen Peking und Moskau 1959 war China zur Eigenständigkeit verdammt. Unbeabsichtigt halfen die USA. Denn eine Schlüsselrolle spielte der in den USA ausgebildete chinesisch-stämmige Wissenschaftler Qian Xuesen (Tsien Hsue-shen). Als einer der führenden US-Raketentechniker hatte er 1945 Wernher von Braun verhört, um das Know-How der nationalsozialistischen Raketenforschung für die USA abzuschöpfen. Doch unter McCarthys antikommunistischer Hetze wurde Qian 1950 unter Hausarrest gestellt.
Nach seiner Freilassung 1955 ging er nach China und baute dort das Raketenprogramm mit auf. Auf ihn gehen die Trägerraketen vom Typ Chang Zheng (Langer Marsch) zurück, die zu Maos Programm „zwei Bomben, ein Satellit“ gehörten. 1964 testete China eine erste Atombombe, 1967 eine Wasserstoffbombe, 1970 schickte es den ersten Satelliten ins All.

Ende der 1990er Jahre fing China mit dem Aufbau seines eigenen Satellitennavigationssystems Beidou (Großer Bär) an. Es macht inzwischen dem amerikanischen GPS Konkurrenz und ist militärisch wie zivil nutzbar. Unter Präsident Hu Jintao begann die Volksrepublik zur Jahrtausendwende die bemannte Raumfahrt.

Heute gilt China im All als sehr ehrgeizig, aber wenig transparent. Der China-Experte Mathieu Duchâtel, Direktor für internationale Studien am Institut Montaigne in Paris, sieht hinter Pekings Raumfahrtprogramm „eine langfristige methodische Strategie aus militärischen Am-
bitionen, Hoffnungen auf technologische Dominanz und allgegenwärtigen kommerziellen Überlegungen“.

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