Hunger nach Sonne und Wind

Von Redaktion · · 2014/06

Die Sahara bietet günstige Bedingungen für die Gewinnung erneuerbarer Energie. Doch wem soll sie zugutekommen?

Desertec ist ein Konzept zur Erzeugung von Ökostrom an energiereichen Standorten der Welt. Sonnenreiche Wüsten wie die Sahara stehen im Fokus des Interesses. 2003 wurde vom Club of Rome und dem Jordanischen Energieforschungszentrum ein internationales Netzwerk aus Wissenschaft, Politik und Ökonomie gegründet. Daraus ging die Desertec Foundation hervor, die wiederum 2009 die aus 20 Konzernen und Institutionen bestehende weltweit größte Indus-trie-initiative DII GmbH initiiert hat, und zwar zur Realisierung von Projekten in der EU-MENA-Region (EU-Mittlerer Osten-Nordafrika). So weit etwas vereinfacht die komplizierte Konstruktion.

Das Ziel ist ehrgeizig: Bis 2050 sollen für die Nutzung von Wüstensonne und Wind gigantische Kraftwerke errichtet und dadurch zwei Drittel des Energiebedarfs der MENA-Region und 15 Prozent des prognostizierten EU-Bedarfs gedeckt werden. Bereits ab 2020 will man einen Teil des produzierten Stroms in die EU exportieren. Keinesfalls plane man nur „Strom für Europa“, wie KritikerInnen befürchten, sagt der DII-Geschäftsführer Paul van Son. Anscheinend ist man sich innerhalb der DII aber genau darüber nicht einig. Interessant ist, dass es bei diesem Streit nicht darum geht, die Anrainerstaaten der Sahara besser mit Strom zu versorgen und ihn deshalb nicht primär für Europa zu produzieren. Es geht vielmehr um die Frage, ob Europa auf Grund der Wirtschaftskrise den prognostizierten Bedarf überhaupt haben wird.

Mitte 2013 kamen die ersten Rückschläge. Mit Spanien ergaben sich Schwierigkeiten bezüglich der Transit-Hochspannungsleitungen. Dann kündigte die Desertec-Foundation ihre Mitgliedschaft bei DII, weil diese ihr Hauptziel bislang verfehlt habe, den politischen und regulatorischen Rahmen für den Markt für Strom aus der Wüste zu schaffen.

Inzwischen haben sich mehrere große Unternehmen wie Siemens und Bosch aus DII zurückgezogen. Ein Aus scheint dennoch unwahrscheinlich. Interesse an einer Zusammenarbeit wird aus Asien und dem arabischen Raum bekundet. Marokkos König Mohammed VI will die ersten großen Solarkraftwerke bauen lassen. In Ouarzazate, im Süden des Landes, wurde bereits der Grundstein für das größte Solarkraftwerk der Welt gelegt. Wie immer es mit Desertec weiter geht, Europa ist nicht mehr die treibende Kraft.
red

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