
Der kubanische Autor kennt seine Heimat im wahrsten Sinne des Wortes in- und auswendig. Noch während seiner Zeit in Kuba war er einer der wichtigsten Autoren der Antilleninsel und unterrichtete marxistische Philosophie in Havanna. Nach Auseinandersetzungen mit dem damaligen Kulturminister Armando Hart (tatsächlich jahrzehntelang der gefürchtete Hardliner der kubanischen Kulturpolitik!) verließ Díaz 1991 seine Heimat, um der angedrohten Verhaftung zu entgehen, lebte zuerst in Deutschland und dann in Madrid, wo er heute die kubanische Exilzeitschrift „Encuentro“ herausgibt.
„Erzähl mir von Kuba“ ist ein weiteres Werk der boomenden kubanischen Gesellschafts- und Systemkritik, gekleidet in die Form einer Komödie. Der Roman entstand aus einem Drehbuch für einen Film, der dann nie gedreht wurde.
Es haftet ihm auch immer noch eine starke Filmhaftigkeit an, v.a. in der Figur des Protagonisten, des kubanischen Zahnarztes Stalin Martínez, der als unfreiwilliger Komiker in der Art eines Woody Allen gezeichnet ist.
Ernst und tragisch ist natürlich der Hintergrund der Geschichte: die Lebenssituation der kubanischen Bevölkerung, die starke Fluchtbewegung und die vielen, die die Fahrt über das haifischverseuchte Meer nicht überleben, die Trennung der Gesellschaft in Menschen mit und ohne Dollars. Doch hier zeigen sich die persönlichen Ressentiments des Autors (auch wenn sie noch so verständlich und gerechtfertigt sein mögen). Díaz erfindet zwar nichts, ja er übertreibt nicht einmal; die Tendenziosität liegt jedoch darin, nur die Schattenseiten des Lebens in Kuba und des kubanischen Systems zu zeigen.
Trotz dieser Kritikpunkte ist „Erzähl mir von Kuba“ ein gut geschriebener, spannender Roman. Vielleicht wird diese Tragikomödie nun doch verfilmt? Dann würde der Rezensent auf jeden Fall Woody Allen für die Rolle des Hauptdarstellers vorschlagen.
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