Jung, männlich, rechts

Von Richard Solder · · 2024/Mar-Apr
© Thomas Kussin

Wir erleben – in Europa und anderorts – einen Rechtsruck. Dabei wählen vor allem junge Männer immer mehr rechte Parteien.

Es ist eine Gegenbewegung, junge Frauen nach links, Männer nach rechts: Wie eine Studie der Universität Köln aus 2023 zeigt, wählen Frauen zwischen 18 und 24 Jahren immer häufiger links, junge Männer die Mitte oder rechts davon. Eine Übersicht der britischen Financial Times, die neben Deutschland Daten zu Südkorea, den USA und dem Vereinigten Königreich zusammentrug, bestätigt diesen Trend – zumindest für vor allem westliche Staaten.

Frauen interessieren dabei laut den Untersuchungen für politische Gleichstellung, Gesundheit, Bildung und Familie. Die großen sozialen Bewegungen der vergangenen Jahre, #Metoo und damit einhergebendes Empowerment von Frauen, aber auch Black Lives Matter und der Klimaaktivismus prägen hier sicherlich mit.

Gefühlte Verlierer. Und die Männer? Viele sind besorgt um ihren Status und ihre Zukunft. Sie sehen sich als Verlierer im gesellschaftlichen Prozess.

Es geht dabei um Wahrnehmung. Bei Sexismus und Femiziden fühlen sie sich nicht angesprochen. Obwohl Männer nach wie vor bei Vielem privilegiert sind, nehmen sie ihre Situation als einen Abwehrkampf wahr. Rechte Parteien nutzen das gezielt aus, stilisieren Gleichstellungsinitiativen als „Gender-Wahn“ zum Feindbild.

Geschlechterpolitik stand immer schon ganz oben auf der Agenda von Rechtsextremen. In den vergangenen Jahren ist es ihnen gelungen, Teile der gesellschaftlichen Debatten zu vereinnahmen – und vor allem bei Männern Ängste zu schüren.

Zu stärken gilt es daher den Gegenentwurf, den es genauso gibt: Progressive Modelle von Männlichkeit, die etwa eine partnerschaftliche Arbeitsaufteilung und eine gleichberechtigte Elternschaft wollen. Vor allem braucht es dafür seitens der Politik strukturelle Rahmenbedingungen, die das ermöglichen.

Wie der Equal Pay Day im Februar zeigte, werden Frauen und Männer nach wie vor ungleich entlohnt. Die Differenz in Österreich liegt durchschnittlich bei 12,4 Prozent, umgerechnet arbeiten Frauen rund 45 Arbeitstage kostenlos. Viele Paare bauen daher, gerade in Zeiten der Inflation, auf den Job des Mannes, auch wenn eine andere Aufteilung gewünscht wäre.

Für alle. Hilfreich wäre, wenn Geschlechterthemen noch mehr abseits akademischer Kreise und ihrer Fachsprache behandelt werden – und zwar in einer Art und Weise, dass möglichst viele Menschen verstehen, worum es geht. Denn: Feminismus ist für alle da.

Initiativen, die zudem helfen, offene Lebensweisen schon bei jungen Menschen zu vermitteln, sind Workshops in Schulen, etwa von der Männerberatung. Die Stadt Wien betreibt das Projekt „Respekt: Gemeinsam stärker“ unter anderem mit dem Ziel, Mädchen wie Burschen in ihrer Identität zu stärken.

Der Ruck nach rechts der Männer bestimmt auch ihre Suche nach Orientierung. Besonders von den jüngeren, die wissen wollen, was ihre Rolle sein kann. Relevant ist das für die ganze Gesellschaft, wie das Wahlverhalten zeigt. 

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