Kaffee verbindet

Von Andrea Reitinger · · 2000/06

MitarbeiterInnen österreichischer Weltläden trafen Kaffeekleinbäuerinnen und -bauern im mexikanischen Chiapas.

Die Etablierung möglichst direkter Beziehungen mit den Partnerorganisationen in Lateinamerika, Afrika und Asien ist ein wesentlicher Bestandteil fairen Handels. Partnerschaftliche Handelsbeziehungen – so die Überzeugung – brauchen Austausch und Dialog, um wachsen zu können. Besuche von ProduzentInnen aus dem Süden in Österreich haben bei den Weltläden lange Tradition.

Anfang März reisten VertreterInnen von zehn österreichischen Weltläden nach Mexiko – zum Anfang der Produktionskette. Organisiert hat die Reise EZA-Dritte Welt. „Zielsetzung war“, so EZA-Geschäftsführerin Andrea Schlehuber, „die direkten Handelsbeziehungen in direkte menschliche Beziehungen auszuweiten“. Empfangen wurde die Gruppe von der Kaffeekleinbauern-vereinigung ISMAM in Chiapas, einer der Lieferanten des Kaffee Orgánico.

Ankunft Mexiko-Stadt. Ein kurzer Zwischenstopp in der Mega-Metropole, bevor es per Flug nach Tapachula in Chiapas weitergeht. Dort ist die Zentrale von ISMAM, wo die Kaffeesäcke der über 1200 Mitglieder gesammelt, gelagert, weiterverarbeitet und für den Export fertig gemacht werden. „Jede einzelne Kaffeebohne muss eine Vielzahl von Auslese- und Kontrollstellen passieren, bis zum Schluss nur die besten in den Exportsack abgefüllt werden,“ zeigt sich Schlehuber beeindruckt. „Die schlechten Bohnen bleiben für den nationalen Konsum – wie so oft.“

Die Verarbeitungsanlagen von ISMAM sind eine der großen Errungenschaften der letzten Jahre. Lagerhallen, technische Ausrüstung und eigene LKWs bilden die Basis für eine von Aufkäufern unabhängigere Arbeitsweise.

Um zu den Kaffeepflanzungen der Bäuerinnen und Bauern zu gelangen, waren sieben Stunden Fahrt am offenen LKW über Sand- und Schotterpisten nötig. TouristInnen wird man in den abgelegenen Dorfgemeinschaften nie antreffen. „Ich habe öfter die Frage gestellt, wie viele Kilometer wir heute gefahren sind, wie hoch wir oben waren. Das interessiert aber niemanden. Man muss von A nach B und da liegen die höchsten Berge dazwischen und da muss man halt drüber. Das ist einfach so“, beschreibt Poldi Mayr vom Weltladen Hall mit gelassener Distanz die Strapazen der Überquerung eines Dreitausenders.

Hungrig, staubig und müde – das war wohl der erste Eindruck, den die Kaffeebauernfamilien in der Gemeinde Honduras von den österreichischen Gästen hatten.

Rein in die Praxis ging’s dann am nächsten Tag, wo der Besuch der Kaffeepflanzungen auf dem Programm stand und die einzelnen Arbeitsschritte veranschaulicht wurden. Beim Probepflücken der reifen Kaffeekirschen wurde rasch klar, dass wir es wohl kaum auf den Durchschnitt von 12 Körben pro Tag bringen würden. „Es ist für uns, die wir die technisierte europäische Landwirtschaft kennen, fast nicht vorstellbar, welch unglaubliche Mühen hinter der reinen Handarbeit vom Pflücken im steilen Gelände bis zur Weiterverarbeitung stecken“, meint Schlehuber. Das relativiert so einiges, zum Beispiel auch den Preis.

„Wenn man das Doppelte für den Kaffee zahlen würde, wäre er auch noch nicht überzahlt. Ich möchte mich wirklich vor jeder Tasse Kaffee in Ehrfurcht verneigen, seit ich das alles kennengelernt habe“, erklärt Poldi Mayr .

Auch die Berichte der WeltladenmitarbeiterInnen über ihre Arbeit in Österreich wurden von den Kaffeebäuerinnen und -bauern mit großem Interesse aufgenommen. Fermin Angel aus der Dorfgemeinschaft Córdoba Matazano verknüpft damit – wie viele seiner KollegInnen – die Hoffnung, daß die Absatzmengen zu fairen Konditionen noch steigen werden: „Wir möchten, dass ihr den Menschen in eurem Land sagt, dass wir ein erstklassiges Produkt anbieten, das aus 100% biologischem Anbau stammt.“ Das Selbstbewußtsein, das hier wohltuend durchklingt, ist das Ergebnis jahrelanger Organisationsarbeit, die die Basis für die heutige Stärke von ISMAM bildet.

Die Autorin ist Mitarbeiterin von EZA-Dritte Welt in Bergheim bei Salzburg.

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