Keine Ferienflüge mehr

Von Redaktion · · 2008/05

George Monbiot

Man kann den Klimawandel fast in jedem anderen Bereich durch Technologie beeinflussen, aber nicht im Flugverkehr. Man könnte fast die gesamte Energieversorgung auf erneuerbare Energie umstellen, wenn man es richtig angeht. Der Flugverkehr ist der einzige Bereich, für den es in absehbarer Zukunft keine technologische Lösung geben wird. Batteriegetriebene Flugzeuge werden wir wahrscheinlich nicht erleben.
Es geht nicht bloß darum, den weiteren Ausbau von Flughäfen zu stoppen; wir müssen das reduzieren, was es schon gibt. Wir müssen die Emissionen aus dem Flugverkehr um 95% reduzieren, um die Gesamtemissionen auf dem erforderlichen Niveau zu halten. Die Menschen werden ihre Flugreisen auf fünf Prozent des heutigen Umfangs beschränken müssen – und das ist das Maximum.
Für Zwecke wie Erholung oder Urlaub sollte man überhaupt nicht mehr fliegen. Man sollte auch nicht aus geschäftlichen Gründen fliegen. Wenn man eine dringende familiäre Verpflichtung hat, ein Verwandter, der krank ist oder stirbt, na gut. Und wenn man etwas Wichtiges für die Menschenrechte oder zur Erweiterung des Umweltbewusstseins tut und man kann auf andere Art nicht dorthin gelangen, könnte man es vielleicht rechtfertigen. Aber selbst dann müsste man sich das sehr sorgfältig überlegen, denn es wird nur selten passieren, dass die Bedeutung der Arbeit den Schaden durch den Flug übersteigt.

Und wenn dadurch Gemeinschaften im Süden zu Schaden kommen, die heute vom Tourismus abhängig sind?
Ich räume ein, dass einige Gemeinschaften davon ernsthaft betroffen sein werden. Aber man muss das mit dem gewaltigen und viel größeren Schaden vergleichen, den der Klimawandel anderen Gemeinschaften weltweit zufügen wird.

Wie würde die Welt ohne den interkulturellen Austausch aussehen, der heute durch Flugreisen ermöglicht wird?
Kulturüberschreitende internationale Beziehungen sind nicht zur Gänze von Flugreisen abhängig. Man kann mit dem Boot oder dem Zug fast überall hin reisen – es dauert bloß um Einiges länger. Und wenn es darum geht, Veränderungen zu bewirken, kann man auch ganz ohne Reisen Internationalist werden. Reisen allein macht einen nicht zum Internationalisten.

Du hast aber doch als Reisejournalist begonnen. Du hast auf alle möglichen Arten von Auslandsreisen profitiert, sie haben dich zu der Person gemacht, die du jetzt bist. Wie kannst du jungen Leuten heute dasselbe verweigern?
Es tut mir weh, dass ich jungen Leuten heute sagen muss, dass sie die Chance, die ich hatte, nämlich andere Länder und Kulturen ohne schlechtes Gewissen kennenzulernen, nicht mehr haben. Aber es gibt keine Alternative. Diese Reiseerfahrung ist für Menschen heute einfach nicht mehr möglich. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Sünden der einen Generation der nächsten Generation angelastet werden, die den Preis dafür zahlen muss.

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