Keine Versuchskaninchen

Von Brigitte Pilz · · 2006/10

Die Zahlen sind nicht sehr präzise. Wie verbreitet der informelle Sektor ist, wie viele Menschen sich in ungesicherten und unterbezahlten Arbeitsverhältnissen befinden, wie hoch die Anteile in einzelnen Ländern sind – all dies kann nur geschätzt werden. Es ergibt sich aus der Definition dieses Teils der Wirtschaft, dass er nicht oder nur sehr spärlich in offiziellen Statistiken zu finden ist.
Tatsache ist, dass der informelle Sektor stetig wächst – in den armen Ländern ebenso wie in den reichen OECD-Staaten. Darin sind sich BeobachterInnen einig. In der Analyse der Ursachen von informellen Beschäftigungsverhältnissen und selbständigen Unternehmen gehen die Meinungen allerdings weit auseinander. Christof Parnreiter zeigt den aktuellen Diskurs in seiner Einführung auf. Die Diagnosen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Aber wie schaut es mit den vorgeschlagenen und praktizierten Behandlungsmethoden aus? Mehr noch: Ist der informelle Sektor überhaupt eine Krankheit (um im medizinischen Jargon zu bleiben)? Muss das Bestreben sein, ihn abzuschaffen? Oder soll man ihn pfleglich behandeln und nur etwas besser betreuen? Auch dazu sind die Ansätze verschieden.

Es liegt also in der Natur der Sache, dass wir in der Darstellung dieses Themas nicht die einzig gültige Antwort bieten können und wollen. Weder in der Diagnose noch in der Behandlung. Unterschiedliche Einschätzungen etwa zum peruanischen Ökonomen Hernando de Soto finden sich in den Beiträgen von Parnreiter und Robert Poth. In den Reportagen und Interviews wird je nach Problemlage und Umfeld eine breite Palette an Initiativen aufgezeigt.
Wichtig scheint uns dies: Gerade bei einem Spektrum unserer Weltwirtschaft oder Weltgesellschaft, in dem ein riesiger Anteil der Menschen in prekärsten Verhältnissen lebt, sollte es nicht um „des Kaisers Bart“ gehen, auch nicht darum, Betroffene als Versuchskaninchen fragwürdiger Therapien zu missbrauchen. Ziel aller theoretischen und praktischen Ansätze im informellen Sektor sollte – was eigentlich für alle entwicklungspolitischen Bemühungen gilt – die tatsächliche und dauerhafte Verbesserung von Lebensbedingungen sein.

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