Menschen, die bewegen: Doro Blancke

Von Christina Schröder · · 2023/Jan-Feb
© Fayad Mulla

Gibt es etwas Bestimmtes, das Sie sagen, wenn Sie einem Menschen auf der Flucht Hoffnung geben wollen?

Ich biete den Menschen meine volle Aufmerksamkeit an und gebe ihnen so das Gefühl, gehört und gesehen zu werden. Mit der Versprechung, dass alles gut wird, tröste ich niemanden. Das wäre wohl in den meisten Fällen auch falsch.

Was macht für Sie persönlich einen Tag zu einem guten Tag?

Wenn ich am Ende des Tages das Gefühl habe, das erledigt zu haben, was ich bzw. wir uns im Team vorgenommen haben.

Was macht Sie wütend?

Ich lebe permanent mit der Wut, dass auf Lesbos (in den Flüchtlingslagern, Anm. d. Red.), aber auch anderswo täglich Menschenrechte und Gesetze gebrochen werden. Ich ärgere mich über die visionslose Politik der Abschreckung in Europa und darüber, dass nicht einmal versucht wird, menschenwürdige Lösungen für Flüchtende zu finden.

Wie gehen Sie mit dieser Wut um?

Ich mache Supervision, Meditation und Yoga, rede mit Gleichgesinnten und lasse ab und an Dampf bei Freund:innen ab.

Dorothea Blancke wurde 1961 in Linz geboren und ist dort aufgewachsen. Sie machte Matura, arbeitete eine Zeit lang in der Schweiz und studierte Psychologie und Pädagogik. Schließlich zog sie in die Südsteiermark und arbeitete im Bereich Kunsthandwerk und als Keramikerin.  

2014 hatte sie das erste Mal Kontakt mit Geflüchteten. Aus der Unterstützung einer Familie wurde ein starkes ehrenamtliches Engagement durch und in verschiedenen Initiativen, die sie zum Teil selbst gründete, u. a. gegen Abschiebungen nach Afghanistan.

Im Jahr 2020 fuhr Blancke zum ersten Mal auf die Insel Lesbos, um Hilfe für dort in Lager untergebrachte Geflüchtete zu leisten. Daraufhin wurde in Graz ein Verein in ihrem Namen gegründet, dessen Geschäftsführerin sie seither auch ist. Mehrere Wochen im Jahr arbeitet sie vor Ort auf Lesbos.  

Spenden helfen immer: doroblancke.at/jetzt-unterstuetzen   

Eine Begegnung, die Sie nie vergessen?

Ich sehe jede Begegnung mit schönen – im ganzheitlichen Sinne – Menschen als ein Geschenk an und freue mich, dass es so viele sind.

Welche Weisheiten haben Sie jüngst gelernt?

Dass wir im Leben viel Gutes bekommen, dass es aber wichtig ist, dies zu sehen und anzunehmen; vor allem, wenn man gerade auf anderes fokussiert ist.

Worin ähneln sich Menschen überall?

In vielen Gesprächen mit Menschen, deren Gesinnung rechts der Mitte einzuordnen ist, wurde mir klar, dass fast alle den Wunsch nach einem angstfreien Leben in Frieden teilen.

Was würden Sie ändern, wenn Sie die Macht dazu hätten?

Ich würde jedem Menschen auf der Welt Obdach, Essen und finanzielle Absicherung bieten und für Verteilungsgerechtigkeit sorgen. Damit würde sich sofort mehr Friede einstellen.

Welche gute Tat kann jede:r hierzulande heute noch vollbringen?

Die meisten Menschen können sich bewusst machen, was er oder sie täglich machen kann, um sich selber oder anderen Gutes zu tun.

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