Menschen, die bewegen: Masomah Regl

Von Christina Schröder · · 2024/Jan-Feb

Sie haben als Kind Krieg erlebt, später in Oberösterreich in Frieden gelebt. Was hat das mit Ihnen gemacht?

Ich bin mir erst in den vergangenen Jahren bewusst geworden, dass ich Kriegstraumata mitgenommen habe. Berichte oder Bilder über und aus Afghanistan oder anderen Kriegen sind fast unerträglich für mich und ich lebe mit einer starken Sehnsucht nach Frieden und Harmonie.

Die Antwort auf welche Frage wünschen Sie sich gerade am meisten?

Wie die Menschen in Afghanistan zu einem Leben in Frieden, zu kultureller und wirtschaftlicher Prosperität kommen können.

Was ist das Wichtigste für gelungene Kommunikation zwischen Menschen, die unterschiedliche Erstsprachen haben?

Der Wille, den oder die andere zu verstehen. Ich nenne es Wohlwollen vor dem ersten ausgesprochenen Wort. Außerdem hilft die Kenntnis der Kultur des Gegenübers und der Sozialisierung, um sein oder ihr Verhalten nachvollziehen zu können.

© Krause / Ottobock

Masomah Regl (Jahrgang 1986) kommt ursprünglich aus Kabul. Bei einem Bombenanschlag wurde sie schwer verletzt und kam zu Behandlungen nach Deutschland, wo sie ihre österreichischen Pflegeeltern kennenlernte. Später wurde Regl von ihnen adoptiert und lebte ab ihrem neunten Lebensjahr in Oberösterreich. 2006 zog sie nach Graz, wo sie Kongressdolmetsch für Spanisch und Englisch studierte und dann in verschiedenen Bereichen arbeitete.
Ehrenamtlich engagiert sich Regl seit vielen Jahren für afghanische und andere Geflüchtete. Sie gründete 2018 den Kulturverein Fivestones, um ihnen eine Stimme zu geben und die Integration zu fördern. Nach dem Einzug der KPÖ in die Grazer Stadtregierung wurde sie Referentin für Integration im Team des zuständigen Stadtrates, wo sie bis heute arbeitet.
fivestones.at

Worauf achten Sie, wenn Sie jemandem zum ersten Mal begegnen?

Namen und Gesichter merke ich mir nicht so gut. Viel stärker nehme ich die Verbindung mit einem Menschen wahr und in meine Erinnerung auf.

Wenn Sie sich eine Fähigkeit wünschen könnten, welche wäre das?

Wenn ich das Gefühl habe, Menschen nicht zu 100 Prozent vermitteln zu können, was ich ihnen sagen will, kann das an mir und an der anderen Person, unseren verschiedenen Erfahrungen liegen. Ich wünsche mir, ein Maximum an Verständnis erreichen zu können.

Gibt es eine Erkenntnis, die Sie gerne an andere weitergeben?

Ich bin in zwei Familien mit komplett unterschiedlichen Lebensrealitäten aufgewachsen und habe gesehen, dass es mehr Gemeinsamkeiten geben kann als man annehmen würde. Stärker als das Land, in dem man lebt, prägt das Zugehörigkeitsgefühl zu Klassen oder Schichten und Haltungen, die diese Gruppen verbinden.

Welche gute Tat kann jede:r hierzulande heute noch tun?

Sich um Frieden bemühen – den in dir selbst und den im persönlichen Umfeld. Sich der eigenen Privilegien, die mit einem Leben hierzulande zusammenhängen, bewusst werden und andere zu unterstützen, auch in Frieden und Sicherheit leben zu können.

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