„Musik ist einfach Musik!“

Von Redaktion · · 2014/10

Der austro-simbabwische Sänger Vusa Mkhaya von Insingizi und MoZuluArt verrät im Gespräch mit Südwind-Redakteur Richard Solder, wie er einen Zugang zu klassischer Musik fand und wieso Kärntner Volksgesang für ihn vertraut wirkt.

Die Wiener Piaristenkirche Maria Treu in der Josefstadt ist bei MusikerInnen beliebt – seit Jahrhunderten. Wichtige Messen wurden hier uraufgeführt, unter anderem von Joseph Haydn. Die Akustik der Barockkirche gilt als hervorragend. Auch Vusa Mkhaya ist angetan. Wenn es um klassische Musik geht, zählt er sich selbst zu den Haydn-Anhängern. Dabei denkt man bei ihm schneller an Wolfgang Amadeus Mozart.

Mkhaya gehört sowohl Insingizi als auch MoZuluArt an. Insingizi ist ein A-cappella-Trio, das in Simbabwe gegründet wurde und traditionelle Musik aus dem südlichen Afrika singt. Bei MoZuluArt verschmelzen traditionelle Zulu-Klänge mit klassischer Musik, vor allem mit Mozart-Kompositionen.

Wie kommt man in Simbabwe mit klassischer Musik in Kontakt? „Sie ist im Land nicht stark verbreitet. Als ich dort lebte, habe ich klassische Musik in der Stadt, etwa in Einkaufszentren als Hintergrundmusik, gehört und konnte damals nicht viel damit anfangen.“ Erst als er mit Insingizi Mitte der 1990er Jahre nach Österreich kam, lernte er klassische Musik wirklich kennen und schätzen.

Zuerst tourte er gemeinsam mit seinen Bandkollegen Dumisani „Ramadu“ Moyo und Blessings „Nqo“ Nkomo durch Österreich. 1997 ergab sich dann die Chance, dass die drei hier bleiben und in der Steiermark klassische Musik studieren konnten. Nebenbei gaben sie Konzerte.

Blitzantworten von Vusa Mkhaya

Klassische Musik ist cool, weil …
… sie seit Jahrhunderten existiert.

Mozart …
… war ein Genie.

Seine beste Kompositionen …
… sind „Eine kleine Nachtmusik“ und die Arie von Sarastro in der „Zauberflöte“.

Weltmusik …
Ich mag die Bezeichnung nicht. Musik ist einfach Musik!

A cappella …
… ist das Beste, was es gibt, denn am Anfang war das Wort (lacht).

Volkslieder …
… sind wichtig für die Menschen, damit sie wissen, woher sie kommen.

Simbabwes Präsident Robert ­Mugabe …
… ist ein alter Mann. Das Land bräuchte jemanden Frischen.

Klassik studieren – auch für die meisten jungen Menschen aus Österreich eine ferne Vorstellung. „Es hat uns interessiert, weil die Musik von Insingizi von Anfang an auch Musik mit langer Tradition war. Unsere Musik interessiert junge Leute in Simbabwe übrigens auch nicht sehr. Vielleicht konnten wir dadurch auch einfacher mit Klassik eine Beziehung ­aufbauen.“

Dass das Publikum in Europa sich bei Mozart & Co. meist recht steif und zugeknöpft gibt, war für das leidenschaftliche A-cappella-Trio schon eine Herausforderung. „Wir wollten deswegen eine andere Art von Musik in diese Konzerthäuser bringen.“

Bei MoZuluArt stieß der oberösterreichische Pianist Roland Guggenbichler zu Moyo, Nkomo und Mkhaya. Nach der Auftaktplatte „Zulu meets Mozart“ (2006) und einer Weihnachts-CD ließen sich MoZuluArt für das im Frühjahr 2014 erschienene Album „Township Serenade“ auch von Haydn oder Johann Sebastian Bach inspirieren. Immer nur Mozart ist dann auch mal zu eintönig.

Auch abseits von MoZuluArt wollen sich Mkhaya und seine Kollegen nicht zu sehr eingrenzen. Die Insingizi-Musiker sind nicht zuletzt im Bereich der traditionellen regionalen Musik in Österreich präsent. So waren sie zur Sommerakademie 2014 des Österreichischen Volksliedwerks eingeladen. Auch das Schrammelklang Festival im niederösterreichischen Litschau haben sie schon beehrt. „Ja, wir haben schon Schrammelmusik gemacht!“, betont Mkhaya und lacht.

Gibt es Ähnlichkeiten zwischen traditioneller Musik aus seiner Herkunftsregion in Simbabwe mit einer aus Österreich? „Ja, mit der aus Kärnten! Dort gibt es eine Gesangstradition, besonders in den zweisprachigen Ecken. Die Melodie-Arten und die Harmonie sind fast gleich wie die Art zu singen, wo ich herkomme.“

Aktuell arbeitet ­Mkhaya mit dem persisch-stämmigen Künstler Kian Modarresi zusammen. Als „Narrow Borders“ veröffentlichten sie die Crossover-CD „Memories Of A Childhood“. Mkhaya ist auch elektronischer Musik nicht abgeneigt. Gemeinsam mit dem österreichischen Act Jeremiah nahm er 2009 den House-Track „Khawulezah“ auf. Wie wäre es noch mit Rock, Heavy Metal oder Hip Hop? „Wenn es sich ergibt und das Projekt interessant ist, gerne!“ 

Nachsatz: Die Botschaft der Musik muss schon stimmen. So thematisieren Insingizi in ihrer Musik mitunter Rassismus und Diskriminierung. Als Musiker habe er die Chance, durch die Menschen, die er erreicht, etwas zu bewirken.

Vusa Mkhaya kann man immer wieder live erleben: Etwa mit Narrow Borders am 2.10. im Verein 08 in Wien oder mit MoZuluArt bzw. Insingizi am 27.9. im Dschungel Wien, am 17.10 in Telfs, am 15.11. im Reigen und am 28.11. im ­Konzerthaus (beides in Wien).

Stichwort A cappella: Zwischen 7. ­November und 7. Dezember findet in Wien das internationale A-cappella-Festival Voicemania statt. Infos: www.voicemania.at

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