Namenstag für Fatima

Von lym · · 2003/07

Das Projekt „Interreligiöses Europa“ will ein friedliches Zusammenleben der Kulturen fördern.

Welche Speisen werden MuslimInnen in österreichischen Krankenhäusern serviert? Welche religiösen Feiertage sind hierzulande anerkannt? Werden dabei alle staatlich anerkannten Religionen berücksichtigt? Werden in österreichischen Kindergärten die Namenstage aller Kinder gefeiert? Auch jener Kinder, die einen indischen oder türkischen Namen tragen? Wo werden MuslimInnen begraben? Ist für sie ein eigener Friedhof vorgesehen und wie schnell wird gehandelt? MuslimInnen müssen nach ihren religiösen Geboten binnen 24 Stunden begraben werden. Da in vielen europäischen Städten kein eigener Friedhof für sie vorgesehen ist und das Begräbnis oft erst drei Tage nach dem Ableben stattfindet, lassen zum Beispiel viele TürkInnen ihre Verwandten und Bekannten nach deren Tod nach Istanbul ausfliegen.
An solch alltäglichen Geschichten lässt sich ausmachen, inwieweit kulturelle und religiöse Gleichberechtigung gelebt wird. Das Friedensbüro Graz unter der Leitung von Karl Kumpfmüller setzt sich seit drei Jahren mit den alltäglichen Lebenssituationen von Angehörigen unterschiedlicher Religions- und Kulturgemeinschaften, insbesondere von Minderheiten auseinander. Kultur könne nicht getrennt von Religion gesehen werden, findet Kumpfmüller: „Auch wenn Türkinnen und Türken nicht zum Freitagsgebet gehen, ist ihr Alltag weiterhin von ihrer Religion bestimmt.“

Das Grazer Projekt ist Teil des gleichnamigen europäischen Projektes „Interreligiöses Europa“, das seit ebenfalls drei Jahren in mehreren europäischen Städten die Probleme, Konflikte und Erfahrungen im Bereich des interreligiösen Zusammenlebens und der multireligiösen Zusammenarbeit auflistet. Bereits funktionierende Modelle (best practices) werden gesammelt. Daraus werden Leitlinien für ein „Handbuch der multireligiösen Kooperation“ abgeleitet, welches ab Herbst im Internet unter www.friedensbuero-graz.at veröffentlicht werden wird. Ein Katalog an Lösungsvorschlägen für ein friedliches Miteinander der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften soll in Zusammenarbeit mit der Unesco, dem Europarat, der EU-Kommission, der World Conference on Religion and Peace und der Stiftung Weltethos ausgearbeitet werden. Ziel ist es, dass dieser Katalog verbindlich für alle europäischen Städte gilt, um Überfremdungsängsten entgegen wirken zu können und ein friedliches Miteinander der unterschiedlichen Kulturen und Religionen zu fördern.



Im Rahmen von „Graz 2003 – Kulturhauptstadt Europas“ wird vom 5. bis 9. Juli in der steirischen Hauptstadt eine Konferenz zum Thema „Interreligiöses Europa“ abgehalten.
Eröffnungsveranstaltung, Kongress: Sonntag, 6. Juli, 20 Uhr, Ort: Kasemattenbühne am Grazer Schlossberg.

www.friedensbuero-graz.at

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