Neue Wege

Von Simone Holzer · · 1999/09

Heimische StudentInnen entwickelten in Pakistan ein Regionalentwicklungskonzept: Ergebnis eines interdisziplinären Ausbildungsprojektes.

Wenn 15 Studierende verschiedener Disziplinen mehrerer Wiener Universitäten gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten, ist das etwas Besonderes.

Ende Juni wurde in der Diplomatischen Akademie in Wien das Studienprojekt Pakistan vorgestellt.

Das interdisziplinäre Ausbildungsprojekt beinhaltete die Aufgabe, ein Regionalentwicklungskonzept für die Gebiete Baltistan und Nordpakisten zu erstellen. Der wichtigste Bestandteil des Projektes war ein fünfwöchiger Feldeinsatz in der Zielregion, der im April und Mai dieses Jahres von den ProjektteilnehmerInnen durchgeführt wurde: Die TeilnehmerInnen setzten sich mit den verschiedenen Aspekten der Regionalentwicklung auseinander. Sie führten eine allgemeine Grundlagenforschung durch und erfaßten die wichtigsten Problembereiche und Potentiale der Region.

Dazu kontaktierten die Studierenden pakistanische Behörden und führten Gespräche mit der lokalen Bevölkerung. So erhielten sie Einblick in die Strukturen und Aktivitäten der vor Ort tätigen Nichtregierungsorganisationen. Darauf aufbauend entwickelte das Projektteam Vorschläge für Maßnahmen in der Regionalentwicklung.

Mit der Erstellung von Regionalentwicklungskonzepten sind die Universität, die Technische Universität, die Universität für Bodenkultur und die Wirtschaftsuniversität in Wien einen neuen Weg gegangen: „Es ist etwas Neues, daß im Rahmen eines Studienprojektes man ein Jahr lang zusammenarbeitet, ein Regionalplanungsbüro eingebunden wird, ein mehrwöchiger Auslandsaufenthalt zentraler Bestandteil ist und das Projektmanagement weitgehend autonom von den TeilnehmerInnen durchgeführt wird“, erklärt das Projektteam.

Das Projekt findet im Rahmen der an der TU Wien angebotenen Lehrveranstaltungsreihe „Integrierte Regionalentwicklung in Ländern der Dritten Welt“ statt. Geleitet wird das universitäre Ausbildungsprojekt von W. Schönbäck, Professor am Institut für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik an der Technischen Universität Wien, sowie vom Raumplaner Friedrich Falch, der die Lehrveranstaltung im Wintersemester 1999/ 2000 an der TU-Wien weiterführen wird.

Die Lehrveranstaltungsreihe soll das Potential an zukünftigen österreichischen Fachkräften für die EZA stärken.

Ausgehend von der Problemanalyse während des Feldeinsatzes wurden von den StudentInnen Entwicklungsperspektiven für die Region erarbeitet. „In der EZA muß man sich bewußt sein, daß man nicht einfach die eigenen Wertvorstellungen und Planungsansätze 1:1 auf eine fremde Kultur übertragen kann. Vielmehr müssen gemeinsam mit der betroffenen Bevölkerung Probleme definiert und Lösungsvorschläge erarbeitet werden, die von den Menschen auch akzeptiert werden“, erklärt Birgit Lienhart, Projektmitarbeiterin und angehende Ethnologin.

Die Umsetzung der Maßnahmen ist aufgrund des Ausbildungscharakters des Projekts nicht vorgesehen. Doch während des Projekts sind einige Ideen entstanden, die möglicherweise von einigen TeilnehmerInnen nach Abschluß der Lehrveranstaltung weiterentwickelt werden.

So schlägt das Projektteam im Rahmen des Regionalentwicklungskonzeptes folgende vier Maßnahmen vor:

Die Einrichtung eines „High Mountain Institutes“. Es soll den Nutzen aus den vorhandenen natürlichen Ressourcen (v.a. landwirtschaftliche Produkte und Mineralien und Gesteine) für die Bevölkerung unter Sicherstellung der Nachhaltigkeit optimieren.

Die Einrichtung eines Tourismus-Kompetenz-Netzwerkes: Dieses Netzwerk soll den Nutzen aus dem Tourismus vor allem für die ländliche Bevölkerung erhöhen.

Die Etablierung eines Kompetenzzentrums im Bereich Wissensmanagement und Koordination.

Die Förderung einer geordneten Siedlungsentwicklung.

„Die Sicherstellung einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen, ein im Wachsen begriffener Tourismus mit all seinen sozialen und kulturellen Auswirkungen und natürlich die Sicherung einer ausreichenden Grundversorgung der Bevölkerung – das zählt zu den Herausforderungen, vor denen die Region steht“, meint Falch.

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