Neue Wege gesucht

Von Werner Hörtner · · 2011/11

Der Entwicklungsbegriff – im Sinne der Industriestaaten – hält sich mit großer Hartnäckigkeit am Leben und an der Macht, sowohl in den „entwickelten“ Staaten als auch in den „Entwicklungsländern“ selbst, die eine „aufholende Entwicklung“ anstreben. Letztere nahmen sich lange Zeit, und nehmen sich teilweise immer noch selbst als „unterentwickelt“ wahr.

Schon früh regte sich Kritik an dem vorherrschenden Entwicklungsbegriff, in dem Werte wie Wachstum, Konsum, Naturausbeutung als Standards vorgegeben werden, an die sich der Rest der Welt, die „unterentwickelten“ Länder, zu halten hätten, um ein höheres Lebensniveau zu erreichen. Das Vehikel zu diesem Aufschwung, zu dieser Entwicklung, ist das kapitalistische Wirtschaftssystem.

Die Kritik an dem westlichen Entwicklungsbegriff kam zuerst von Intellektuellen aus dem so genannten Süden, wie Gustavo Esteva (Mexiko), Arturo Escobar (Kolumbien), Vandana Shiva (Indien) oder von DenkerInnen mit einem starken Süd-Bezug wie dem Österreicher Ivan Illich, der lange Zeit in Mexiko lebte. Sie entzündete sich an der Überheblichkeit des eurozentristischen Entwicklungsbegriffs und des Modells zur Rettung der unterentwickelten Welt. Kritik regte sich aber auch an den Post-Development-Denkern, dass ihre Vorstellung, alles Heil käme aus dem Süden, zu vereinfachend und zu populistisch sei.

Seit den 1980er Jahren wurden lange, fast endlose Theoriedebatten zu Entwicklung mit neuen postkolonialen, feministischen u.a. Ansätzen geführt. Im Gegensatz zu anderen Entwicklungstheorien steht im Post-Development-Ansatz weniger die materielle Seite der Entwicklung im Vordergrund. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Auseinandersetzung mit dem herkömmlichen Entwicklungsverständnis, das als Herrschaftsinstrument gegenüber den Ländern des Südens verstanden wird. Es geht immer weniger um das Herausarbeiten einer alternativen Entwicklung, sondern um Alternativen zur Entwicklung. Wobei die Richtung immer deutlicher zu einem radikalen Paradigmenwechsel weg von jenen materialistischen egozentrischen Werte geht, die unser Denken und Handeln seit Jahrhunderten bestimmen.

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