Nichts muss so bleiben, wie es ist

Von Richard Solder · · 2021/Sep-Okt
Zwei Leute entscheiden sie sind anti-rassistisch
Illustration: Thomas Kussin

Vor mehr als einem Jahr erreichte uns die Black Lives Matter-Bewegung.

Kurz vor dem Ankick des Europameisterschaftsspiels England gegen die Ukraine im Juli kniete Harry Kane, weißer Stürmer und Kapitän der „Three Lions“, nieder. Eine gewohnte Geste in vielen Fußballstadien, die als Solidaritätszeichen mit der Black Lives Matter-Bewegung in den USA entstand. Über Monate war es vielerorts ein fixes Ritual, wodurch auch immer wieder auf die Hintergründe, die Diskriminierung von Afroamerikaner*innen bzw. generell Schwarzer Menschen weltweit verwiesen wurde – nicht zuletzt vor einem Millionenpublikum im TV.

Bei diesem Euro-Match machten aber nicht mehr alle Spieler beider Teams mit. Kane sah sich kurz verwundert um und stand daraufhin rasch wieder auf. Bei anderen Begegnungen des Turniers wurde gänzlich auf den Kniefall verzichtet. Was ist passiert?

In Bewegung. Black Lives Matter, das 2013 aufkam, engagiert sich gegen Rassismus und die Tötung Schwarzer Menschen durch Polizeibeamt*innen. Nach dem gewaltsamen Tod des US-Amerikaners George Floyd am 25. Mai 2020 erhielt Black Lives Matter eine nie dagewesene internationale Aufmerksamkeit. Auch in Wien und in anderen Städten Österreichs gingen Zehntausende auf die Straße.

Die Bewegung hat viel an- und umgestoßen: Rassistische Denkmäler wurden vom Sockel genommen oder zumindest in Frage gestellt. Und es wird die mediale Darstellung reflektiert, also etwa welches Bild der Mitbürger*innen Massenmedien zeigen.

Dass trotz globaler Bewegung wir alle noch viel zu tun haben, zeigt dabei ein weiteres Beispiel der Fußball-Euro: Drei Schwarze englische Spieler wurden in sozialen Netzwerken nach dem Finale auf das Schlimmste rassistisch beschimpft, nachdem sie die entscheidenden Strafstöße im Elfermeterschießen nicht verwerten konnten. Zumindest kam es im Zuge dessen auch zu Solidaritätsbekundungen für Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka auf der ganzen Welt. Doch was muss passieren, damit sich drei Profisportler nach einem Wettkampf nicht wegen ihrer Hautfarbe rechtfertigen und aufgrund von Drohungen eine Zeit lang zurückziehen müssen?

Gegenstrategien. Antirassistische Handlungsmöglichkeiten hierzulande zeigt etwa die Initiative zum Volksbegehren „Black Voices“ auf, das ganz konkrete Forderung in unterschiedlichen Bereichen – von Arbeitsmarkt bis Polizei – formuliert und in einen Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus münden soll.

Unterstützungserklärungen für das Black Voices-Volksbegehren können noch bis Ende 2021 unterschrieben werden.

Die US-amerikanische Bürgerrechtlerin Angela Davis bringt es auf den Punkt: „Es reicht nicht, nicht rassistisch zu sein, wir müssen antirassistisch sein.“

Das betrifft uns alle, auch uns als Magazin, etwa weil es um Sprache im Wandel geht: Manche Begriffe und Metaphern verletzen und grenzen aus. Sprache verändert sich. Und wir gehen mit.

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