Politik als Motor eines Glaubenskrieges

Von Redaktion · · 2019/Jul-Aug

Ein neues Buch zeigt, dass der sunnitisch-schiitische Konflikt nicht allein eine Frage der Religion ist.

Beginnend mit einer historischen Betrachtung des Schismas führt die Autorin Tyma Kraitt die LeserInnen zu den politischen Wurzeln des sunnitisch-schiitischen Konflikts: Das oft verheerende koloniale Erbe der Briten und Franzosen. Die (gescheiterten) säkularen nationalistischen und linken Bewegungen in der islamischen Welt. Und nicht zuletzt der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und Iran als Motor sunnitisch-schiitischer Spannungen.

Im Mittelpunkt steht dabei der Einzug der Religion ins Politische. Detailliert geht sie etwa auf den Aufstieg des politischen Schiismus im Iran ein. Genau analysiert wird auch die Geschichte der Muslimbrüder in Ägypten; vom Gründer Hasan al-Banna bis zum politischen Aufstieg und Fall in den Jahren 2011 bis 2013.

Tyma Kraitt

Sunniten gegen Schiiten

Promedia, Wien 2019,

232 Seiten, € 19,90

Kenntnisreicher Überblick. Spätestens hier hat man aber das Gefühl, dass sich die Autorin ein Stück weit vom eigentlichen Thema wegbewegt und sich in genauer Betrachtung einzelner religiöser Bewegungen verliert. Am Ende des Kapitels geht Kraitt zwar auf die Rolle der Muslimbrüder im Syrien-Konflikt als Repräsentanten der Sunniten gegen das schiitisch geprägte Regime ein. Hier wären jedoch mehr Details interessant gewesen. Etwa dass Teheran seine Gefallenen im Syrien-Krieg „Verteidiger der Schreine“ nennt. Und damit auf schiitische Schreine in Syrien anspielt, die es – so die veröffentlichte Meinung des Regimes – in einem religiösen Konflikt gegen SunnitInnen zu verteidigen gelte.

Dennoch: Die in Baghdad geborene und in Österreich aufgewachsene Autorin gibt einen kenntnisreichen Überblick über die Genese religiöser Strömungen und wie durch die Vermengung von Religion und Politik Konflikte befeuert werden. Eine Empfehlung für alle jene, die mehr über die politisch-religiösen Hintergründe in der Geschichte des Nahen Osten wissen wollen.

Markus Schauta

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