Prestige und Bereicherung

Von Redaktion · · 2001/10

Megaprojekte sind oft unrentabel.

Dass die Umwelt- und sozialen Kosten von Megaprojekten den wirtschaftlichen Nutzen stark relativieren oder gar übertreffen ist kein Einzelfall, wie die WCD festhält. Häufig wurden die entsprechenden Studien erst angestellt, als die politische Entscheidung zugunsten des Damms bereits gefallen war. Für die Regierungen handelt es sich um Prestigeprojekte, die einzelnen Funktionären außerdem die willkommene Gelegenheit zur Bereicherung bieten. Die WCD stellte außerdem fest, dass die Großstaudamm-Projekte oft mit Verspätung fertig gestellt und die veranschlagten Kosten vielfach weit überschritten werden. Diese Probleme waren bekannt, doch erstmals wurde von unverdächtiger Seite die grundsätzliche Frage aufgeworfen, ob Megaprojekte wirklich der Entwicklung eines Landes dienen oder zumindest nach einer wirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Rechnung zu rechtfertigen sind: „Die WCD geht davon aus, dass der Zweck eines jeden Projekts darin bestehen muss, das Wohlergehen der Menschen nachhaltig zu verbessern. Das bedeutet eine signifikante Verbesserung der menschlichen Entwicklung auf einer wirtschaftlich tragfähigen, sozial gerechten und nachhaltig umweltverträglichen Grundlage. Wenn dieses Ziel am besten durch einen Großstaudamm erreicht werden kann, verdient der Bau Unterstützung. Wo jedoch andere Vorgehensweisen bessere Lösungen bieten, sollten diese dem Bau eines Staudamms vorgezogen werden.“

Dass Regierungen und Stromlobbys gemeinsam mit ehrgeizigen Lokalpolitikern auch weiterhin sinnlose und umweltvernichtende Staudämme planen werden, kann die Weltbank nicht verhindern. Sie könnte aber die Empfehlungen der WCD ernst nehmen und ihre Kredite wirklich nur dann locker machen, wenn alle Bedenken durch unabhängige Gutachten und ernsthafte Einbeziehung der betroffenen Bevölkerung ausgeräumt worden sind. In ihrer Reaktion auf die vernichtende Kritik am Pak-Mun-Projekt zeigte sich die Weltbank wenig einsichtig. Die fehlende Berücksichtigung des Fischereiproblems vor dem Dammbau habe zu „übertriebenen und immer weiter hochgeschraubten Entschädigungsforderungen“ geführt, heißt es in einem Memorandum an die WCD vom Juni 2000. Die Erkenntnisse der Kommission zu den verheerenden Auswirkungen auf die Lebensgrundlage der Fischerfamilien hielt sie für „übertrieben“ und verteidigte sogar ihre ursprüngliche These, wonach der Dammbau „relativ geringe“ Auswirkungen auf die Umwelt habe und sich günstig auf die Fischbestände auswirke.

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