Reger Reigen um den Gipfel

Von Werner Hörtner · · 2006/04

Rund um das offizielle Gipfeltreffen sind auch andere „Gipfel“ und Konferenzen angesagt – und das größte Lateinamerika-Kulturprogramm, das Wien und Österreich überhaupt je erlebt haben: Onda Latina, die lateinamerikanische Schwingung.

Das 4. Treffen im Rahmen der „Strategischen Partnerschaft für das 21. Jahrhundert“ zwischen der EU und Lateinamerika/Karibik lockt auch eine Reihe anderer Initiativen und Konferenzen nach Wien. Wobei offenbar das Mäntelchen „Zivilgesellschaft“ gerne angelegt wird, um die eigene Präsenz zu legitimieren – und um an Fördergelder von Regierungen und der EU selbst zu kommen. Es liegt wohl an der Öffentlichkeit festzustellen, wer die authentischsten VertreterInnen der Zivilgesellschaft sind. Begonnen hat ALOP, ein NGO-Netzwerk aus Lateinamerika und der Karibik, mit dem „III. Europäisch-Lateinamerikanisch-Karibischen Forum der Zivilgesellschaft“. Das dreitägige Seminar, das am 30. März in Wien begann, will Vorschläge an den offiziellen Gipfel ausarbeiten und Möglichkeiten einer gerechteren und sozialeren Partnerschaft zwischen der EU und Lateinamerika/Karibik diskutieren. Da Fortunas Füllhorn, sprich die EU, diesem Forum sehr günstig gesonnen war, konnten prominente Gäste aus Lateinamerika eingeladen und üppige Honorare bezahlt werden.

Das Lateinamerika-Institut hat schon mit Jahresbeginn 2005 begonnen, einen österreichischen Beitrag zu einem nachhaltigen entwicklungspolitischen Dialog zwischen der EU und Lateinamerika auszuarbeiten. In mehreren Workshops (in Argentinien, Tschechien und Nicaragua) wurden regionale Integration und internationale Kooperation in verschiedenen Sektoren analysiert und Vorschläge ausgearbeitet. Vom 24. bis 26. April findet in Wien die Abschlusskonferenz mit ca. 150 Gästen aus Europa, Lateinamerika und der Karibik statt. Dieses Projekt wird aus Mitteln der EU und der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gefördert.

Der Alternativengipfel, zu dessen Trägerorganisationen auch der Verein Südwind gehört, wird vom 10. bis 13. Mai in Wien mit einer Vielzahl von Foren und selbst verwalteten Seminaren von sozialen Bewegungen und Netzwerken aus beiden Kontinenten veranstaltet.
Dass die Geschäftswelt die Nähe der Politik sucht, ist nichts Neues, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Wirtschaft ebenfalls ein Stelldichein in Wien gibt. Vom 11. bis 13. Mai treffen sich im Schloss Belvedere an die 260 Vertreter und vielleicht auch einige Vertreterinnen des Unternehmertums aus den beiden Kontinenten zum „Business Summit“. Organisiert wird diese Konferenz von der Wirtschaftskammer Österreich.

Die zivilgesellschaftlichen Herzen aller Länder werden beim „4. Treffen der organisierten Zivilgesellschaft Europäische Union/Lateinamerika und Karibik“ höher schlagen, das vom 5. bis 7. April in Wien stattfinden wird. Einladende und organisierende Institution ist der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA), eine beratende Einrichtung für Gremien der EU und des Europarats. Dabei wird, nach eigenen Angaben, der Dialog gefördert, und es werden „die repräsentativen Organisationen der wirtschaftlichen und sozialen Akteure gestärkt“. Eröffnet wird diese Konferenz von EWSA-Präsidentin Anne-Marie Sigmund, EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl.
Locker zugehen wird es dann beim kulturellen Begleitprogramm namens „Onda Latina“, lateinamerikanische Welle/Schwingung. Kulturen in Bewegung in Zusammenarbeit mit dem Lateinamerika-Institut und der Südwind Agentur haben ein vielseitiges Programm mit Kulturschaffenden aus Lateinamerika und der Karibik organisiert, auch solchen, die in Österreich leben. Bekannte Stars wie der kritische kubanische Troubadour Pedro Luis Ferrer oder Susana Baca, die Stimme der afroperuanischen Musik, und viele bei uns weniger bekannte Kunstschaffende werden durch das ganze Land touren und aufspielen, singen, tanzen und lesen (Horacio Castellano Moya aus El Salvador und Paulo Lins aus Brasilien). Dazu gibt es auch noch Ausstellungen, Seminare, Symposien und Workshops.
Onda Latina findet vom 20. April bis zum 4. Juni in ganz Österreich statt. Eine Gelegenheit, lateinamerikanische Kultur und Lebensweise kennen zu lernen, wie es sie wohl lange Zeit nicht mehr geben wird.

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