Reis – Eine Zwiebel mit Nelken

Von Brigitte Pilz · · 2002/07

Als Kind kannte ich zwei Methoden, Reis zu kochen. Meine Mutter röstete Zwiebel, gab den Reis dazu, salzte, dann kam die doppelte Menge Wasser in den Topf, Deckel drauf, aufkochen, an den Herdrand schieben, weich dünsten. Meine Tante gab statt der gerösteten Zwiebel eine ganze Zwiebel, die mit Gewürznelken gespickt war, in den Reistopf. Sie wurde am Schluss entfernt. Dieser Reis schmeckte sehr exotisch und kam mir äußerst vornehm vor. Meine Tante war auch Pfarrerköchin, die auch mal für den Bischof aufkochte. Ferner gab es damals auch Gemüsereis, Milchreis, Reisauflauf und mit Reis und Faschiertem gefüllte Paprika. Das war’s. Erdäpfelgerichte gab es mehr und öfter.
Inzwischen weiß ich natürlich, wie vielfältig Reis zubereitet werden kann. In viele Ess-Kulturen hat er schon lange Eingang gefunden. In der fernöstlichen Küche ist er sozusagen zu Hause. Doch denken wir nur an das italienische Risotto, die spanische Paella, an den griechischen, türkischen oder indischen Pilaw, das kreolische Reisgericht „Jambalaya“ oder an „arroz e feijão“, ohne die ein Brasilianer nicht satt wird. Selbst neutral, kann Reis mit nahezu allen Zutaten, mit Fisch, Fleisch und Gemüse kombiniert werden und verträgt vielerlei Gewürze und Geschmacksrichtungen. Der Reis ist weit herum gekommen.

Doch wie viele Reissorten kennen Sie? Langkorn, Rundkorn, Wildreis (der kein Reis ist, sondern der Samen einer Schilfpflanze), geschält und ungeschält, neuerdings Basmati- und Jasmin-Reis. 100.000 Sorten soll es weltweit (noch) geben. In unsere Geschäfte gelangen wenige.
Fast eine Milliarde Menschen leiden an Hunger. Viele von ihnen hätten gerne Reis als Grundnahrungsmittel – egal welcher Sorte. Nach Schätzungen wird es im Jahr 2020 vier Mrd. Menschen geben, die sich von Reis ernähren werden (wollen). Heute sind es 2,3 Mrd. Viele WissenschaftlerInnen meinen, ohne die Ertragssteigerungen mit Gen-Reis wird die Ernährung der Weltbevölkerung in Zukunft noch weniger zu schaffen sein als heute. Andere verweisen auf die Auswirkungen der Grünen Revolution, die zwar enorme Ertragssteigerungen gebracht hat, aber den Hunger, dessen eigentliche Ursache die Armut ist, nicht beseitigen konnte. Das stimmt zumindest nachdenklich.

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