Rom heißt Mensch

Von Brigitte Pilz · · 2006/07

Wie das Wort „Neger“ ist auch die Bezeichnung „Zigeuner“ verpönt. Sie wird von den meisten Roma und Sinti als diskriminierend abgelehnt. Der Zimbalspieler „Pischti“ Horvath steht allerdings dazu, dass er „Zigeunermusik“ macht. „Wer versteht schon ‚Roma-Musik’?“ Der Musiker Harri Stojka differenziert: „Wenn einer sagt, das ist ein Zigeuner und einen Angehörigen der Volksgruppe meint, ist das ok. Wenn aber jemand sagt: Du Zigeina – ist das natürlich abzulehnen.“ Der Ton mache die Musik.
Wir verwenden den Begriff in diesem Südwind-Thema nur im historischen Kontext und unter Anführungsstrichen, weil ihn die Mehrheit der Betroffenen ablehnt. Tatsächlich wurde über Jahrhunderte mit „Zigeuner“ jemand bezeichnet, der kriminell war, asozial, arm, unangepasst. „Herumzigeunern“ sagt man noch heute.
Auf jeden Fall ist „Zigeuner“ immer eine Fremdbezeichnung gewesen.
Dieses Südwind-Thema betiteln wir mit „Roma und Sinti“. Auch das ist nicht ganz eindeutig. Die einen sagen: Roma schließen alle Teile der Volksgruppe ein. (Und außerhalb des deutschsprachigen Raumes ist dies die Gesamtbezeichnung.) Die Sinti hingegen betrachten sich als eigenes Volk. Das ist zu respektieren. Sie kamen Mitte des 19. Jahrhunderts nach Böhmen, Bayern und in der Folge nach Österreich. Ihre Sprache ist mit vielen deutschen Lehnwörtern durchsetzt.

Und was wir uns merken sollten: Rom heißt Mensch (auch Mann). Eine Frau heißt Romni. Sinto ist der Mann, Sintiza die Frau.
Die meisten von uns sind Gadsche (oder Gad¡ze). Das ist nicht diskriminierend gemeint. Es heißt einfach Nicht-Roma.
Sollen wir einen Kurs in Romanes (oder im Burgenland-Dialekt Roman) belegen? Nicht alle Roma und Sinti würden das befürworten. Gefühlsmäßig ist für viele das Romanes nicht zur Kommunikation mit den Gadsche da, sondern eine Geheimsprache, die sie vor Verrat und Nachstellungen schützt. Auch hier wirkt die Vergangenheit bis heute.
Bei manchen Südwind-Themen erscheinen der Redakteurin die vorgesehenen zehn Seiten besonders knapp. So bei diesem Thema. Zum Weiterlesen bietet die angegebene Literatur reichlich Anregungen.

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