Ry Cooder: Chávez Ravine

Von Werner Leiss · · 2005/07

Nonesuch, Vertrieb Warner Music

Nach zahlreichen und hinlänglich bekannten World-Music Projekten wie Talking Timbuktu und Buena Vista Social Club kehrt Ry Cooder mit seinem neuen Werk thematisch in seine Heimatstadt Los Angeles zurück.
Chávez Ravine ist ein Konzeptalbum, das in das Jahr 1950 und die McCarthy-Ära zurückführt. Der gleichnamige von Hispanics bewohnte Stadtteil in East-LA musste der damaligen Politik, dem großen Geld und etlichen Bulldozern weichen. Heute befindet sich an seiner Stelle das Dodgers Baseball-Stadion. Von diesem Viertel und seinen Menschen wird hier in 15 Episoden erzählt.
Natürlich wäre es nicht Ry Cooder, wenn zu diesem Anlass nicht bekannte Musikerinnen und Musiker der damaligen Zeit dem Vergessen entrissen worden wären. Und so können hier mit Lalo Guerrero, Patriarch der Chicano-Musik und Schöpfer der inoffiziellen mexikanischen Nationalhymne „Canción Mexicana“ und Don Tosti, der mit „Pachuco-Boogie“ 1948 einen ersten Latin-Millionen-Hit hatte, auch zwei mittlerweile verstorbene musikalische Größen mit ihren letzten Aufnahmen noch einmal bewundert werden. Großartig beispielsweise die Neuaufnahme von Lalo Guerreros „Los Chucos Suaves“, original 1949 aufgenommen. „Three Cool Cats“ wiederum, die von den Beatles bekannte Leiber/Stoller-Nummer wird hier von Little Willie G., Frontmann der Thee Midniters phantastisch neu und hitverdächtig interpretiert. Ein weiteres Highlight stellt „Chinito Chinito dar, ein vergessenes Lied, ebenfalls aus den 1940er Jahren, über das Zusammenleben von Mexikanern und Chinesen, hier von Juliette und Carla Commagere kokett vorgetragen. Die Band auf Chávez Ravine besteht übrigens teilweise aus alten Mitstreitern wie Jim Keltner und Flaco Jimenez, schon auf dem Mitsiebziger-Klassiker Chicken Skin Music mit dem Akkordeon dabei.
Ein vielseitiges Album mit einem Mix aus Conjunto, Corrido, Jazz und Rhythm and Blues voller energiegeladener, romantischer und rührender Momente. Es durchzieht sowohl eine sehr intensive Authentizität als auch ein Hauch von Nostalgie das gesamte Werk, ein Werk das aus einer verlorenen Zeit zu sein scheint, in dem ein verschwundenes Los Angeles noch einmal aufersteht, in dem alles noch persönlicher war, aus einer Welt in der alles noch nicht noch schneller und größer sein musste und die Menschen dort noch in einem anderen, positiveren Sinne individuell sein konnten als das wohl heute der Fall ist.

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