Sonderkommission Jambo

Von Christian Gratzer · · 1999/03

Afrikaner werden in Österreich von vielen vor allem als „Drogendealer“ angesehen

Auflagenstarke Kleinformate sorgen mit Schlagzeilen ŕ la „Wie Farbige den Drogenhandel in EU und Österreich aufziehen“ für eine feindselige Stimmung. Die Polizei trägt mit dazu bei, dieses Vorurteil zu verstärken: Vergangenes Jahr wurde in Wien eine eigene Sonderkommission (SOKO) mit dem bezeichnenden Namen „JAMBO“ eingerichtet, die ausschließlich Afrikaner auf Drogenbesitz zu untersuchen hat.

Drogenhandel werde in beträchtlichem Ausmaß von Schwarzafrikanern betrieben, meinte Innenminister Karl Schlögl Ende August 1998 in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Grünen.

Doch die diesbezüglichen Statistiken widersprechen dem Innenminister. Laut Drogenbericht der Stadt Wien aus dem Jahr 1997 waren nur ein Drittel der bei Suchtgiftermittlungen Verhafteten keine Österreicher und davon kamen wiederum nur sieben Prozent aus Liberia, 3,5 Prozent aus Nigeria und ein Prozent aus dem Sudan. Hingegen waren 5,3 Prozent der Festgenommenen Nicht-Österreicher Schweizer und sogar zwölf Prozent stammten aus Deutschland.

Laut Auskunft der Wiener Sicherheitsdirektion wurde die SOKO „Jambo“ im Sommer 1998 wieder aufgelöst. Das dürfte der Innenminister bei der Beantwortung der Anfrage noch nicht gewußt haben. Grund für die Auflösung war jedenfalls nicht die Kritik an dieser Einsatzgruppe, sondern weil die „Tätergruppe zerschlagen wurde“.

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