Too BIG to tell

Von Redaktion · · 2015/02

Film

DVD, 114 Min.
Doku von Johanna Tschautscher und Günther Lainer

„Too big to tell“ – zu groß, um es in Worte zu fassen. Die österreichische Regisseurin und Journalistin Johanna Tschautscher hat sich der ganz großen Fragen rund um Finanzbranche und -krisen angenommen: Warum „dürfen“ einige Banken nicht bankrottgehen? Welche Banken brauchen wir wirklich? Wer verteidigt die Rechte der Bürgerinnen und Bürger? Unterstützung hat sich Tschautscher vom Kabarettisten Günther Lainer geholt.

Das Positive an der Doku der preisgekrönten Filmemacherin: Es werden viele Probleme der heutigen Finanzwelt aufgegriffen. Das weniger Positive: Die meisten „Krankheiten“ des Systems werden nur diagnostiziert. Ansätze zur Therapie fehlen. Leider kratzt der Film an der Oberfläche, anstatt Problemen konkret auf den Grund  zu -gehen.

Tschautscher beleuchtet etwa die immer breiter werdende Schere zwischen armen und reichen Menschen weltweit. Sie versucht auch, die Entstehung von Spekulationsblasen für Laien nachvollziehbar zu machen. Allein: Die Filmemacherin geht oft sehr einseitig vor. Tschautscher kritisiert die laxe Regulierung in der österreichischen Finanzindustrie – Finanzmarktaufsicht oder Nationalbank kommen allerdings nicht zu Wort. Sie beanstandet das internationale Geld- und Zinseszinssystem – was z.B. die europäische Zentralbank dazu sagt, wissen die Seherinnen und Seher nicht. Sie tadelt die heimische Finanzpolitik der vergangenen Jahre, aber weder der amtierende noch ehemalige Finanzministerinnen und -minister dürfen Stellung beziehen. Zudem werden immer wieder Zitate und Fakten eingeblendet, von denen man nicht genau weiß, woher sie stammen.

Auf der visuellen Ebene zeigt „Too BIG to tell“ anfangs ästhetisch ansprechende Bilder. Danach scheint es häufig so, als wären Tschautscher die Motive ausgegangen. Mehrmals werden Szenen gezeigt, die viel Interpretationsspielraum offen lassen und auf den ersten Blick nichts mit dem Erzählten zu tun haben – auf den zweiten Blick leider auch nicht.

Tschautscher will die aktuellen Finanzthemen bei der Wurzel packen und sezieren. Dennoch werden Fachbegriffe wie „Derivate“, die in der Finanzkrise eine tragende Rolle spielten, nie erklärt. Es wäre vielleicht besser gewesen, sich auf ein Thema zu konzentrieren, anstatt gleich mehrere komplexe Materien auf einmal abhandeln zu wollen. So entspricht der Titel des Films leider dem Inhalt: Too big to tell.
Stephanie Anko

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