Tor zum Amazonas.

Von Frank Semper · · 2000/01

Sebra Verlag, Hamburg 1999. 252 Seiten, öS 196,-.

Es gibt sie noch, die weißen Flecken auf der Landkarte, fast menschenleere Regionen, Eldorado der modernen Goldsucher: der Abenteurer und Entdeckungsreisenden der Jahrtausendwende. Eines dieser Gebiete ist die kolumbianische Amazonasregion, in die der deutsche Reisebuchautor Frank Semper eine Bootreise unternimmt.

Etwa 500 Kilometer lang fährt er den Rio Caquetá stromaufwärts bis zur ehemaligen Strafkolonie Araracuara, einem Tupí-Guaraní-Wort, das so viel heißt wie „Nest der Aras“, dem farbenfrohen großen Papagei.

Die Reise auf dem längsten Fluss Kolumbiens, der dem ganzen südkolumbianischen Departement seinen Namen gab, ist auf Grund der Stromschnellen nur mit dem Kanu zu bewältigen. Am Rande des Urwaldflusses liegen verstreut Siedlungen der Bora- und Mirańa-Indianer. In ihrem Gedächtnis ist noch die Zeit des Kautschuk-Booms gegenwärtig, in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts, als der Peruaner Julio César Arana unter grausamster Ausbeutung der Urbevölkerung sein Imperium errichtete und binnen kurzer Zeit deren Zahl von fünfzigtausend auf achttausend dezimierte.

Semper variiert seine eigenen Beobachtungen immer wieder mit der Reiseschilderung des Botanikers Carl Friedrich Philipp Martius, der im Auftrag König Maximilians I. von Bayern Amazonien und auch den Rio Caquetá erforschte.

Auf der Fahrt begegnet der Autor abenteuerlichen Typen, Glückssuchern, staatlichen Umweltschützern – und ganz am Ende, in Araracuara, wohin noch bis 1971 „gewöhnliche“ Kriminelle und „Politische“ verbannt wurden, trifft er unerwartet auf echte Gringos: ein Camp der DEA, der US-amerikanischen Drogenbekämpfungsbehörde, die hier mit modernster Technik der Produktion und den Vertriebslinien des peruanisch-brasilianisch-kolumbianischen Kokainhandels auf die Spur kommen will.

Sempers Reise durch das kolumbianische Amazonien ist zweifellos ein interessantes Erlebnis, das der Autor auch lebendig schildert. Störend wirkte auf den Rezensenten allerdings eine gewisse sprachliche Holprigkeit, etwa die manchmal bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Verwendung der Vergangenheitsform („Der Vallenato war die Musik Kolumbiens“) und die häufige Verwendung spanischer Wörter, für die es ohne weiteres eine entsprechende deutsche Übersetzung gäbe.

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