Unterwegs in allen Provinzen

Von Erich Pilz · · 2008/02

Basil Pao

Bildband mit 380 Farbfotos, Geo/ Frederking&Thaler, München 2007, 384 Seiten, €50,00

Es gibt – wen wundert’s? – viele Bildbände über China. Basil Pao hat in diesem Prachtband einen Zugang gewählt, der ihm einen fixen Platz in diesem Genre sichert. Geboren in Hongkong (1953), ausgebildet in England und als Erwachsener tätig in den USA, kämpfte er Jahrzehnte gegen seine Identität als Chinese: China hat er seit dem neunten Lebensjahr als grausamen Drachen erfahren. Erst mit über 50 gab er diesen vergeblichen Kampf auf, und die Reise „in alle Provinzen“ war sein Versuch einer Annäherung an und Aussöhnung mit seiner chinesischen Identität. Das Resultat ist erstaunlich: Starke Fotos von Natur- und Kulturlandschaften, ein Blick auf berückende und bedrückende chinesische Welten, viel Empathie für die Menschen in ihrem harten, schlimmen, aber auch leichtfüßigen Alltag – kein Bock auf Ideologie.
Die Begleittexte reichen von knappen Informationen zu jeder Provinz über persönliche Reiseerlebnisse zu faszinierenden Einschätzungen Chinas. Der Einleitungstext ist eine gekonnte Montage aus überwältigenden Kindheitserinnerungen (Hongkong), Blitzlichtern aus der Geschichte der Volksrepublik und Reflexionen über seinen Kampf gegen den Drachen, ein zentraler Text für das Verständnis dieses Buches. Der Autor geht in mehreren Texten mit China scharf ins Gericht. Mao Zedong und seine Rezeption im gegenwärtigen China etwa veranlassen Basil Pao zu der Vorstellung, in Deutschland würden heute noch riesige Statuen von Hitler oder in Russland von Stalin errichtet.
Die Motive für die Fotos sind insgesamt Zeugnis seiner Sicht des „Drachen“, weitgehend fehlen die Standardthemen: Folklore (die Minderheiten in putziger Aufmachung), technische und architektonische Errungenschaften (der Stolz der Volksrepublik), die Kombination von augenfälligem Fortschritt mit Kulturdenkmälern in Hochglanz (unter weitgehender Ausklammerung der Opfer der rasanten Modernisierung: Modernisierungsverlierer und Umwelt). Dafür „verschwendet“ Basil Pao viel Platz für wenig bekannte und noch nicht dem Tourismus erschlossene alte Dörfer, herrliche Berglandschaften, vor allem aber Menschen, die sich abplagen und auch feiern können. Insgesamt ein erfrischend unorthodoxes Bekenntnis zur aufstrebenden Weltmacht, sehr sehens- und lesenswert.

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