Venezuelas „Prozess“ – zwischen Traum und Wirklichkeit

Von Redaktion · · 2004/12

R. Zelik/S. Bitter/H. Weber: Made in Venezuela

In Ihrer Rezession erwähnen Sie, wie Bewohner der Siedlung „23 de Enero“ in Caracas von „der Nutzlosigkeit rein technischer Lösungen ohne begleitende soziale Prozesse“ als einer Gefahr für die Sinnerfüllung der bolivarianischen Revolution sprechen.
Die Realität des heutigen Venezuelas ist mit diesen Worten sehr genau beschrieben. Neben Hugo Chávez und wenigen Parlamentariern findet man im öffentlichen Aparat und der Partei leider, nur und ausschliesslich, Oportunisten, welche die Revolutionsbewegung komplett in der Hand haben. Einige sind „nur“ korrupt im Sinne, dass Sie ihre Geschäfte machen, wie vorher unter den Regierungen der Parteien AD und COPEI. Andere nicken zu allem was Chávez wünscht, um hinterher alles andere zu machen als diese Wünsche zu erfüllen, teilweise die Politiken der „eigenen“ Regierung zu sabotieren – oftmals in direkter Abhängigkeit vom US-amerikanischen Nachrichtendienst, welcher innerhalb der Regierungspartei beinahe besser vertreten ist als in der reaktionären Oposition.
Der Hauptteil der Bevölkerung steht hinter Chávez und dem von ihm verkörperten Programm. Besser wäre es aber wenn sie hinter dem Programm und nicht der Verkörperung stünden – der Personenkult gibt den Puppenspielern in höchsten Positionen die Möglichkeit, das Programm ständig zu bremsen, zu verfälschen und zu eliminieren.
„Die stärkste Oposition ist die Regierung“, ist ein heute oft gehörter Satz in Basiskreisen der Regierungspartei.
Bald wird der Zauber der Personenverehrung verfliegen. Die USA und ihre Verbündeten, in Oposition und Regierung, versprechen sich von diesem Moment einen Kurswechsel zu ihrem Vorteil und hin zur Kontrolle (wenn nicht Privatisierung) der Erdölproduktion, von der Venezuela fast gänzlich lebt (unnötigerweise: Venezuela erfüllt alle Voraussetzungen um in Rekordzeit ein wahrhaftig produktives Land und nicht nur ein Rohstoffverkäufer zu werden; leider fehlt in der Politik die dazu nötige Vision und auch die profesionelle Basis, und in der Bevölkerung die Disziplin und Grundbildung). Wenn dieser Moment kommt, dann wird Venezuela zum Pulverfass der Region werden. Auf die versprochene Revolution, wenn die vom Ausland (und speziell der absolut blinden USA und ihrer CIA, NED, etc.) unterschätzten Erwartungen welche 6 Jahre ständiger Kampgne ohne Erfüllung der Kampagnenversprechen schürten, wird eine wahrhaftige Revolution folgen – eine welche gesammt Lateinamerika in eine Krisis des Ausmasses der europäischen „Weltkriege“ stürzen könnte.



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