Vermischte Bemühungen

Von Martin Jäggle · · 2002/02

Die großen Weltreligionen setzen sich gemeinsam für den Frieden ein.

Es kann keinen Weltfrieden ohne Frieden zwischen den Religionen geben“, wird Hans Küng nicht müde zu betonen und versucht mit seinem „Projekt Weltethos“ die Entwicklung gemeinsamer ethischer Standards der Weltreligionen zu fördern. Für ihn ist das religiös motivierte Ethos unverzichtbar für die Bewältigung der Menschheitsaufgaben.
Heute ruft ein Papst nicht zum Kreuzzug, sondern zu einer „Politik der Vergebung“, zur Überwindung der Gewalt, kritisiert den „religiös gefärbten Terrorismus fundamentalistischer Prägung“ und verlangt, es könne „kein Verantwortlicher der Religionen dem Terrorismus gegenüber Nachsicht üben, und noch weniger kann er ihn predigen“. Es sei eine „Profanierung der Religion, sich als Terroristen im Namen Gottes zu bezeichnen“. Seiner Einladung zum Friedensgebet nach Assisi im Jänner letzten Jahres, das erste fand bereits 1986 statt, folgten über 200 führende Persönlichkeiten aller großen Religionen und christlichen Konfessionen.

Das „Islamische Bildungs- und Kulturzentrum in Österreich“ hat den Anschlag auf Christen in einer pakistanischen Kirche verurteilt. „Wir stellen mit Nachdruck fest, dass jeder Muslim, der an solchen Attacken auf Christen beteiligt ist, sich außerhalb der islamischen Weltgemeinschaft stellt.“ Von 14. bis 22. August 2002 wird in Bad Boll die 6. Ökumenische Sommeruniversität stattfinden mit dem Thema: Religion und Gewalt: Christen und Muslime – gemeinsam Angst und Gewalt überwinden. „Die Ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt fordert uns heraus“, heißt es in der Einladung der interreligiösen Vorbereitungsgruppe, „speziell Anteile von Gewalt in unserer eigenen Religion zu erkennen. Dies ist genauso wichtig wie die Möglichkeiten unserer Religion, Gewalt auf Grund der eigenen Tradition zu überwinden.“
Bereits Ende 1998 beschloss der „Ökumenische Rat der Kirchen“ in Genf eine „Dekade der Überwindung von Gewalt 2001-2010“, in deren Rahmen Ende November vergangenen Jahres in Wien ein ökumenischer Studientag stattfand. Beinahe zeitgleich mit der Dekade des „Ökumenischen Rates der Kirchen“ wurde im November 1998 von den Vereinten Nationen die „Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit“ ausgerufen.

Repräsentanten der großen Weltreligionen haben sich zum gemeinsamen Einsatz für den Frieden in der Welt verpflichtet. Bei einem interreligiösen Treffen vor Weihnachten am Sitz der Europäischen Kommission in Brüssel verurteilten die geistlichen Führer aus aller Welt zudem jegliche Gewalt, die im Namen einer Religion verübt werde. „Ein Verbrechen im Namen der Religion ist ein Verbrechen gegen die Religion“, heißt es in der Abschlusserklärung.

Keine Religion billige Gewalt und Terrorismus. Ausdrücklich verurteilten die geistlichen Führer, dass auch in der Vergangenheit im Namen der Religion Verbrechen verübt worden seien. „Das bedauern wir, und dafür bitten wir um Vergebung“, heißt es in dem Dokument.
Als drängendem Thema wird sich das neue theologische Forschungszentrum „Institut M.-Dominique Chenu“ des Dominikanerordens im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg auch dem Zusammenhang von Religion und Gewalt widmen.

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