Wald als Ware

Von Johann Kandler · · 2012/02

Die Staatengemeinschaft hat ein bedenkliches Mittel zur Emissionsverringerung ausgearbeitet – indigene Organisationen schlagen Alarm.

Die Zerstörung der Regenwälder verursacht 17 bis 20 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen und damit einen substanziellen Beitrag zur Erderwärmung. Um diesen Anteil zu verringern, wurde auf dem Klimagipfel in Bali 2007 REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) als Instrument zur Reduzierung von Emissionen aus der Waldzerstörung und -degradierung in die Verhandlungen aufgenommen. Dadurch sollen Länder mit Regenwäldern eine finanzielle Kompensation erhalten, wenn sie die Entwaldungsrate verringern. Im weiteren Verlauf wurde REDD um den Schutz der Wälder, ihre nachhaltige Nutzung und die Erhöhung der Kohlenstoffspeicherung erweitert und zu REDDplus.

Auf den ersten Blick erscheint die Idee einfach und plausibel, doch die Umsetzung erweist sich als schwierig. Die zentrale Frage, ob die Finanzierung aus öffentlichen Mitteln oder über Marktmechanismen erfolgen soll, ist noch ungeklärt. Verschiedenste Interessengruppen versuchen, ihre Vorschläge durchzusetzen, und daher ist es auch auf dem Klimagipfel in Durban im Vorjahr nicht gelungen, genaue Regeln zu beschließen. Es geht neben technischen und rechtlichen Fragen (Walddefinition, Monitoring, Dauerhaftigkeit, Unterbindung von Rodungsverlagerung, Anspruchsberechtigungen u.v.a.) auch um viel Geld, und daher „reiten die Carboncowboys“ für eine Marktvariante, um damit den Handel mit Emissionszertifikaten zu ermöglichen. Das führte bereits dazu, dass in den letzten Jahren in Amazonien auf betrügerische Weise indigenen Gemeinschaften für einige Tausend Dollar die Verkaufsrechte für fossile Rohstoffe für ihr Gebiet genommen wurden. Andere sind bemüht, sich Waldgebiete anzueignen oder die Einbeziehung von beispielsweise Ölpalmen- oder Eukalyptusplantagen durchzusetzen.

Obwohl die genauen Regeln für REDD noch nicht beschlossen wurden, starteten einige Länder und Umweltorganisationen eigene Klima-Waldschutzprojekte, teilweise ohne Einbeziehung der betroffenen Bevölkerung und mit negativen Auswirkungen für diese.

Indigenes REDD: Die Haltung nichtstaatlicher Organisationen gegenüber REDD ist sehr unterschiedlich – während sich einige positiv positionieren und hoffen, selbst Mittel daraus zu lukrieren, sehen es viele andere wie Friends of the Earth, die internationale Kleinbauernorganisation Via Campesina, die Climate Justice-Bewegung und die Global Alliance of Indigenous Peoples sehr kritisch und befürchten einen neuen „CO2-Kolonialismus“. Vor allem indigene Organisationen sind besorgt. Daher fordert Klimabündnis, das größte kommunale Klimaschutz-Netzwerk in Europa, in Abstimmung mit der COICA (dem Dachverband der indigenen Organisationen des Amazonasbeckens), dass REDD nicht zum Freikauf von eigenen Reduktionsverpflichtungen missbraucht wird und unterstützt die Forderung nach einem „Indigenen REDD“. Dieses sieht die Anerkennung der indigenen Landrechte, die Teilnahme der betroffenen Bevölkerung und die Anpassung an die Entwicklungspläne der Gemeinschaften vor.

Mehr Informationen:
www.redd-monitor.org
www.un-redd.org
www.klimabuendnis.at/news

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