Wenn Kinder kein Segen sind

Von Natalie Plhak · · 2014/05

Im Rahmen der Mutternacht macht ein Netzwerk aus NGOs und Parteien auf die Risiken und Gefahren von Schwangerschaft und Geburt aufmerksam.

Zum Muttertag habe ich in der Volksschule Gedichte auswendig gelernt, Gutscheine fürs Staubsaugen verschenkt (sie manchmal auch eingelöst) und war überzeugt, dass ich das größte Glück bin, das meiner Mutter passieren konnte, neben meiner Schwester. Dass Freude über eine Schwangerschaft nicht automatisch ist, habe ich erst später gelernt. Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt sind die Haupttodesursache von Mädchen in Entwicklungsländern. Besonders Mädchen und Frauen, die in Armut leben, sind bei medizinischen Schwierigkeiten häufig ihrem Schicksal ausgeliefert. Jährlich bedeutet das für etwa 287.000 Frauen den Tod.

Ein zu niedriges Bildungsniveau, Kinderehen, mangelndes Wissen über Sexualität und  Verhütungsmittel, fehlender Zugang zu Pille, Spirale, Kondomen und Co, keine Krankenversicherung oder Gesundheitsversorgung sind einige der Gründe, warum das Kinderkriegen nicht immer ein Segen ist. Frauen verbluten bei der Entbindung, weil weder Personal noch eine genügend ausgestatte Gesundheitsstation in Reichweite sind. Mädchen sterben an inneren Blutungen, weil sie versuchen, mit einem Ast oder einer Stricknadel eine Schwangerschaft zu beenden, die sie nicht austragen können. Die Ursachen sind vielfältig, klar ist aber, dass Müttersterblichkeit ein Armutsproblem ist. 99 % dieser Todesfälle passieren in Entwicklungsländern. Aus diesem Grund ist das fünfte Millenniumsentwicklungsziel (MDG) der Senkung der Müttersterblichkeit gewidmet. Dieses Ziel wird aber – wie viele andere MDGs – nicht wie geplant bis 2015 erreicht werden.

Um die österreichische Regierung daran zu erinnern, einen Beitrag zum Erreichen dieses Ziels zu leisten, haben entwicklungspolitische Organisationen gemeinsam mit PolitikerInnen die Plattform Mutternacht ins Leben gerufen. Das Bohren dicker Bretter ist angesagt: Österreich gibt mit aktuell 0,28 % des Bruttonationaleinkommens erschreckend wenig für Entwicklungszusammenarbeit aus, wenn man bedenkt, dass es sich mehrmals selbst zu 0,7 % verpflichtet hat. Noch viel geringer ist jener Anteil, der für das Wahren der Mädchen- und Frauengesundheit aufgewendet wird.

Dass Schwangerschaft und Geburt aber nicht nur für Frauen in fern gefühlten afrikanischen Ländern oder dem kriegszerrütteten Afghanistan eine Gefahr für Leib und Leben darstellen, wird aus dem Film „An Episode in the life of an iron picker“ klar, der im Rahmen der heurigen Mutternacht gezeigt wird: Marginalisierte Frauen sind in Europa, wo die Kluft zwischen Arm und Reich größer wird, ähnlichen Gefahren ausgesetzt.

Dass das Mutterwerden und -sein natürlich auch ein großes Glück sein kann, lerne ich immer wieder aufs Neue durch die Gebärenden in meinem Umfeld: Wohl versorgt, moralisch und gesundheitlich unterstützt.

Die österreichische Plattform Mutternacht lädt am 5. und 6. Mai zu einer Straßenaktion und am 6. Mai zu einem Filmabend mit anschließendem Publikumsgespräch ins Topkino ein. Mehr Informationen auf www.mutternacht.at

Natalie Plhak ist parlamentarische Mitarbeiterin und veranstaltet in dieser Funktion im Büro Abg.z.NR. Petra Bayr die Mutternacht mit.

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