Wer spekuliert mit Nahrungsmitteln?

Von Redaktion · · 2012/02

Wer auf Agrarrohstoffe spekuliert, wettet auf die Preise von Weizen, Soja und Ölsaaten, um einen Gewinn zu erzielen. Dazu wird mit Warenterminkontrakten gehandelt, so genannten „Futures“ – Vereinbarungen über den Kauf oder Verkauf von Waren zu einem bestimmten Preis und zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt. Ursprünglich handelten Produzenten und Nahrungsmittelhersteller mit Futures, um ihre Versorgung und ihr Einkommen im Verlauf des Jahres zu sichern. Dieser Handel wird heute auf eigenen Agrarbörsen abgewickelt, etwa am Chicago Board of Trade. Hier kann man auf die zukünftigen Preise von Getreiden, Schlachtschweinen oder Schweinebäuchen wetten. An einer tatsächlichen Lieferung von Weizen zur Mehlproduktion oder von Schweinefleisch sind Spekulanten natürlich nicht interessiert.

Hedgefonds

ManagerInnen von Hedgefonds sind klassische Profitjäger. In der Regel veranlagen sie das Geld von wenigen, vermögenden Personen, wobei sie auch große Risiken eingehen. An Agrarbörsen wetten sie etwa auf fallende oder steigende Nahrungsmittelpreise. Genauso wie BankenhändlerInnen setzen sie auch Computerprogramme ein, die ein so genanntes „Hochfrequenz-Trading“, auch „algorithmischer Handel“ genannt, ermöglichen. Damit lassen sich auch bei minimalsten Preisschwankungen Gewinne erzielen.

Investmentbanken

Es ist vielleicht nicht überraschend, dass Banken hinter der neuen Welle spekulativer Investitionen in Agrarfutures stecken. Sie haben Produkte entwickelt, die es ermöglichen, auf einen Rohstoffindex zu wetten, der auf den Weltmarktpreisen aller möglichen Landwirtschaftsprodukte basiert. Die Investmentbanken verdienen dabei auf zweierlei Art: Einerseits müssen Investoren in solche Indexfonds natürlich Gebühren bezahlen, andererseits spekulieren die Banken auch auf eigene Rechnung auf diesen Märkten („Eigenhandel“).

Pensionsfonds

Wer auf eine Pension anspart, ist sich vielleicht nicht dessen bewusst, dass die Manager des eigenen Pensionsfonds erhebliche Gelder auf den Rohstoffbörsen veranlagen, was durch die von Banken aufgelegten Indexfonds ermöglicht wird. Die Fonds investieren auch deshalb in solche Indexfonds, weil sie zu einer Stabilisierung der Erträge ihres Portfolios beitragen – sie entwickeln sich in der Regel gegenläufig zu Anleihenkursen.

Getreidehändler

Für diese einflussreichen Handelskonzerne ist der Kauf und Verkauf von Getreiden zwar Bestandteil ihrer normalen Geschäftstätigkeit, sie sind aber nicht abgeneigt, sich auch auf spekulativere Art am Marktgeschehen zu beteiligen. Getreidehändler nutzen dabei ihre Insiderkenntnisse und agieren ähnlich risikofreudig wie Hedgefonds. Gerüchten zufolge hatten sie etwas mit dem russischen Weizenexportverbot im Vorjahr zu tun, das für sie durchaus profitabel war.

Privatpersonen

Heute kann jede und jeder bei dem Spielchen mitmachen. Wie sich zeigt, haben auch KleinanlegerInnen schon Appetit für „strukturierte Anlageprodukte“ entwickelt, die auf den Preisen von Nahrungsmitteln wie Weizen und Mais beruhen. Banken und Investmentfirmen haben hunderte börsengehandelte Fonds aufgelegt, die auf den Rohstoff­indizes der Banken basieren.

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