„Wir kämpfen einzig und allein um unsere Rechte“

Von Redaktion · · 2004/11

Gespräch mit Fredy Alvarado von RECOKA, einem Zusammenschluss von indigenen Gemeinden im Amazonastiefland Ecuadors. Das Interview führte Werner Hörtner.

SÜDWIND: Die RECOKA kämpft gegen viele und mächtige Feinde – die internationalen Unternehmen, die Regierung, auf ihr Gebiet eingedrungene Siedler. Haben Sie das Gefühl, in den letzten Jahren etwas erreicht zu haben?
Fredy Alvarado:
Im Grunde kämpfen wir einzig und allein dafür, dass unsere Rechte respektiert werden. Und da geraten wir natürlich in Konflikt mit den Erdölunternehmen. Die bringen nicht nur die Umweltzerstörung, sondern auch Korruption. Ein weiterer Teil unserer Arbeit ist die Bildung der Menschen, v.a. in Hinblick darauf, dass sie ihre Ansprüche und Rechte kennen lernen. Oft kommen Unternehmen daher und weisen irgendein Papier vor, auf dem steht, dass ihnen das Land gehört, und unsere Leute akzeptieren das und ziehen woanders hin. Die dritte Säule unserer Aktivitäten schließlich sind alternative Entwicklungsprojekte für unsere Gemeinden.

Worin besteht nun genau die Auseinandersetzung mit den Erdölunternehmen?
Eigentlich sind es nicht nur Erdölfirmen, sondern überhaupt die transnationalen Unternehmen, die herkommen und unsere uralten Rechte verletzen. Wobei die ausländischen Unternehmen oft in die Gestalt von ecuadorianischen Firmen schlüpfen und dann alle Rechte eines nationalen Unternehmens für sich in Anspruch nehmen.
Neben den Erdölgesellschaften gibt es auch Bergbaufirmen, die in unser Gebiet eindringen. Ja sogar Umweltschutzorganisationen kommen unter dem Vorwand, die Natur bewahren zu wollen, und in Wirklichkeit fügen sie uns Schaden zu.

Die OMV, die Österreichische Mineralölverwaltung, ist ja auch in Ecuador in der Erdölförderung engagiert, hat aber ihren Rückzug angekündigt. Wie steht es damit?
Unseres Wissens nach sind sie immer noch dort. Ich war vor einem Jahr hier in Wien und habe mit Vertretern des Unternehmens gesprochen. Mir wurde zugesagt, bis Mai nähere Details über das Ausstiegsszenario zu erhalten, doch habe ich nie etwas bekommen. Ich weiß nicht, ob sie ihren Anteil in Ecuador schon verkauft haben.
Meiner Meinung nach sind die Förderunternehmen auch verantwortlich für die Schäden, die sie angerichtet haben. Es geht nicht an, dass sie einfach abziehen und ihre Hände in Unschuld waschen.

Wer unterstützt die RECOKA in ihrem Kampf, sowohl im Land selbst als auch auf internationaler Ebene?
In Ecuador haben wir die Unterstützung der CONAIE – des Verbandes Indigener Völker – sowie mehrerer NGOs und Menschenrechtsorganisationen. Seit kurzem sind wir auch mit Amnesty International in Verbindung. Im Ausland unterstützen uns Horizont3000 aus Österreich und Umweltschutzorganisationen aus den USA und Deutschland. Eine wichtige Unterstützung für uns ist auch das Netz von Volontären, die einige Zeit bei uns leben und arbeiten und die dann in ihren Heimatländern weiter für uns aktiv sind.

Ein Mitarbeiter der RECOKA ist letztes Jahr ermordet worden, andere erhielten Drohungen. Sie selbst sind vergangenen August überfallen und verprügelt worden. Wissen Sie, wer hinter diesen Angriffen steckt?
Wir wissen mehr oder weniger, wer die Fäden zieht und wer die Angreifer sind, aber wir haben keine konkreten Beweise. Wenn Sie sich anschauen, gegen welche Unternehmen wir unsere Kampagnen machen, dann können Sie sich auch vorstellen, von welcher Seite die Angriffe gegen uns kommen.

Weitere Unternehmen, auch über das Volontärs-Programm, unter www.recoka.org

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