Wut und Lust

Von Redaktion · · 2008/10

Vom Autor des „Schwarzbuchs Markenfirmen“ erschien soeben ein neues Buch, in dem er ganz konkret die globale Machtfrage stellt. Die Macht der Mächtigen ist eigentlich nur eine Illusion, erläuterte Klaus Werner-Lobo Südwind-Redakteur Werner Hörtner.

Das Ziel meines neuen Buches ist zu zeigen, dass diese Macht eine Illusion ist. Der Titel ‚Uns gehört die Welt‘ spielt ein bisschen damit. Das könnten ja die Konzerne sagen, denn de facto gehört die Welt, ökonomisch gesehen, den Reichsten. Laut UNO besitzen 2% der Weltbevölkerung mehr als 50% des Weltvermögens und die reichsten 10% mehr als 85%. Doch ich meine mit dem ‚uns‘ uns Menschen. Wir müssen den Machtanspruch stellen.“
In seinem neuen Buch geht es dem Erfolgsautor – vom „Schwarzbuch Markenfirmen“ wurden allein von der deutschen Ausgabe 150.000 Exemplare verkauft, es wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter auch Chinesisch und Koreanisch – nicht nur darum, die verbrecherischen Machenschaften der größten Konzerne aufzuzeigen. Es sind zwar wieder zwanzig Firmenporträts enthalten, die „die Macht und die Machenschaften“ der Herren der Welt aufzeigen, doch ist der Großteil des Umfangs Informationen über verschiedene Lebensbereiche – und deren Missbrauch durch die nimmersatten Geschäftemacher – gewidmet: Gesundheit und Pharmakonzerne, Ernährung, Mode, Spielzeug, Lebensmittel, Elektronik …
Klaus Werner hat diesmal bewusst einen anderen Zugang gesucht. „Beim ‚Schwarzbuch Markenfirmen‘ war mein Motto, die Leser und Leserinnen wütend zu machen, und das hat auch gut funktioniert. Bei einigen ist allerdings angesichts der Macht der Konzerne ein Ohnmachtsgefühl entstanden. Mit dem neuen Buch versuche ich, die Wut mit Lust zu verbinden, mit der Lust zu Handeln.“ Dabei wendet sich der Autor im Besonderen an jugendliche LeserInnen, die noch zugänglicher sind für den Wunsch nach Veränderung. Er hat das Buch in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben – und diesen Anspruch auf Verständlichkeit gleich im Schreibprozess mit einer Gruppe Jugendlicher getestet.

Es liegt an uns, diese Welt zu verbessern, ist die vordringliche Devise dieses Buches. „Es liegt an uns zu sagen: Halt, das ist unsere Welt, wir lassen uns nicht mehr für dumm verkaufen! Es geht darum, die Macht über unser Leben zurückzuerobern. Und auch die Verantwortung für die Welt, in der wir leben.“
Erstaunlicherweise hat keiner der Konzerne, die im „Schwarzbuch“ verbrecherischer Machenschaften bezichtigt wurden, den Autor geklagt. Fürchteten sie, einen Prozess zu verlieren, oder wollten sie die damit verbundene Image-Schädigung vermeiden?
„Die Konzerne haben auf unsere Vorwürfe geschickt reagiert, indem sie diese Kampagnen der Sozialen Unternehmensverantwortung ins Leben gerufen haben. Konzerne machen Menschen arm, treiben viele ins Elend, und dann kommen sie daher und bauen hier eine Schule und dort ein Krankenhaus und geben sich einen Verhaltenskodex. Das ist so, wie wenn man jenen, die man beraubt hat, dann ein bisschen zurückgibt.“
Klaus Werner-Lobo besitzt genügend Einblick in die Mechanismen der globalisierten Weltwirtschaft, um die Schuld für die Auswüchse eines wild gewordenen Kapitalismus nicht bei einzelnen habgierigen Managern oder erbarmungslosen Investmentfonds zu suchen. „Das Problem entsteht durch unser auf Profit orientiertes Wirtschaftssystem.“ Das Ziel der Gewinnmaximierung steht im Widerspruch zu Werten wie Schutz der Menschenrechte, einer ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Wirtschaftsweise, ethischen und demokratischen Grundsätzen – es sei denn, diese können als „Management-Tool“, als Instrument im Dienste der Geschäftsinteressen, eingesetzt werden.

Um der verhängnisvollen Spirale des Shareholder Value – Steigerung der Rendite für die Anteilseigner an einem Unternehmen – zu entkommen, fordert der Autor auch eine Neudefinition des Wirtschaftens im Sinne einer Solidarischen Ökonomie, bei der gemeinsamer Wohlstand und Respekt vor dem Leben im Mittelpunkt stehen. Und er fordert uns auf, die eigenen Träume von einer besseren Welt, die wohl die meisten einmal träumten, nicht zu vergessen. „Es ist ganz wichtig, an die eigenen Träume zu glauben. Es wird uns ja dauernd gesagt, du musst so oder so sein, musst dich mit deinen Ellbogen durchsetzen im Leben, musst dich anpassen, und dadurch töten wir diesen solidarischen liebevollen Lebenskern, der in jedem Menschen schlummert. Wir machen uns zu Egoisten und vergessen unsere eigenen Träume.“
Jedes Kapitel wird mit einer punktuellen Zusammenfassung abgeschlossen; weiters sind den einzelnen Kapiteln und Firmenporträts Web-Links zur weiteren Information und Aktion beigegeben.
Über www.unsdiewelt.com findet man ebenfalls Infos, Links und Vernetzungsmöglichkeiten; hier können die LeserInnen Ideen austauschen sowie Handlungsvorschläge entwerfen und umsetzen.
Klaus Werner-Lobo:

Uns gehört die Welt. Macht und Machenschaften der Multis. Verlag Hanser,
München 2008. Erscheinungsdatum 13. September. 256 Seiten, € 15,40

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