Zuhören, Mark Zuckerberg!

Von Redaktion · · 2015/12

Was an Facebooks Vorhaben, Milliarden Menschen den Zugang zum Internet zu ermöglichen, faul ist, bringt Josh Levy auf den Punkt.

Im September hat Facebook eine Reihe an Änderungen bei seiner Initiative Internet.org angekündigt, als Antwort auf die zunehmende internationale Kritik daran. Einige Änderungen sind positiv, unsere Hauptsorgen bleiben aber bestehen. Das Programm, das jetzt „Free Basics“ heißt, verletzt die Netzneutralität (die Gleichbehandlung von Daten bei der Übertragung im Internet, Anm.) und etabliert Facebook als einen „Gatekeeper“ beim Internetzugang von Milliarden von Menschen.

Vor einigen Monaten haben etwa 70 Organisationen aus der ganzen Welt, darunter auch Access, einen offenen Brief an Mark Zuckerberg geschickt, um ihre Bedenken zu schildern. Auf einige davon ging Facebook nun ein, etwa indem es den Namen des Programms auf das korrektere „Free Basics“ änderte. Drei große Fragen bleiben aber.

Wird „Free Basics“ die Netzneutralität respektieren?

Netzneutralität verlangt, dass das Internet als offene Plattform bestehen bleibt, bei der die Anbieter alle Inhalte, alle Apps und Dienste gleich behandeln, ohne Diskriminierung. „Free Basics“ arbeitet mit Telekommunikations-Anbietern zusammen, um bestimmte Inhalte und Dienste kostenlos anbieten zu können, eine Praxis, die oft als „Zero-Rating“ bezeichnet wird. Wenn aber Leute nur Anwendungen, die von Facebook vorher genehmigt wurden, benutzen können, erleben sie nicht die ganze Bandbreite des offenen Internets. Es ist kein Zufall, dass „Zero-Rating“-Angebote in Ländern wie Kanada, Chile oder den Niederlanden beschränkt oder verboten sind.

Bietet „Free Basics“ mehr Sicherheit für die NutzerInnen als sein Vorläufer?

Die Verschlüsselung ist wesentlich, um die Sicherheit und Privatsphäre der NutzerInnen zu garantieren. Die von „Free Basics“ geplante Umsetzung durch das Standard-Protokoll HTTPS/TLS stellt das nicht durchgehend sicher. Während Websites, die beim Programm mitmachen, alle Verbindungen verschlüsseln lassen können, gibt es diese Möglichkeit nicht für die NutzerInnen.

Große Pläne

Internet.org ist eine Partnerschaft zwischen Facebook und anderen führenden IT-Unternehmen wie etwa Samsung. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, jenen Teil der Weltbevölkerung ohne Internetanschluss mit dem Internet zu verbinden. Die Internet.org-Applikation ermöglicht seit 2014 einer Milliarde Menschen in ausgewählten Ländern, kostenlos mit Mobilgeräten einige Website-Angebote wie Wikipedia oder Facebook zu nutzen. Auf heftige Kritik hin öffnete Facebook im Mai dieses Jahres die Plattform für andere Website-Anbieter, die bestimmten Kriterien entsprechen. Im September verkündete Facebook dann, dass der Name für App und Website nun „Free Basics“ lautet.

www.freebasics.com

Schafft „Free Basics“ einen Zugang zum freien und offenen Internet?

Kurz gesagt: nein. „Free Basics“ bietet Leuten einen begrenzten Zugang, um sie dann aufzufordern, Datenpakete zu kaufen. Diese Praxis ignoriert die Situation von Millionen von Menschen, die es sich eben nicht leisten können, solche Pakete zu kaufen. Auch wenn manche NutzerInnen ein Upgrade machen, viele Millionen können oder werden es nicht tun. Was wird Facebook in Bezug auf diesen Zugang zweiter Klasse unternehmen? Es könnte sein, dass diese NutzerInnen immer einen separaten und ungleichen Internetzugang haben werden – das würde zu einer neuen Art von digitalem Graben beitragen.

Die Letztentscheidung, welche Anwendungen über „Free Basics“ erhältlich sind, liegt bei Facebook und seinen Partnern. Das fördert ein Modell, bei dem große Internet-Konzerne und Telekommunikations-Unternehmen den Internet-Zugang kontrollieren. Das Internet ist eine wertvolle Ressource für Menschen in Entwicklungsländern. Wir müssen sichergehen, dass sie einen gerechten Zugang zum gesamten Internet haben.

Josh Levy ist Advocacy Director bei Access, einer Organisation, die sich weltweit für digitale Rechte einsetzt. Dieser Text ist zuerst auf www.accessnow.org erschienen.

Übersetzt und gekürzt von Nora Holzmann.

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