Die Mikrofinanz-Industrie. Die große Illusion oder das Geschäft mit der Armut

Von Redaktion · · 2012/02

Gerhard Klas

Sachbuch. Verlag Assoziation A, ­Hamburg 2011, 320 Seiten, EUR 19,80

Die Kreditprogramme der Grameen-Bank von Nobelpreisträger Muhammad Yunus aus Bangladesch dienen weltweit hunderten von Organisationen der Mikrofinanz-Branche als Modell. „Mikrofinanz ist eine Erfolgsgeschichte“, geben die Verteidiger dieser Idee der Armutsbekämpfung, allen voran natürlich Yunus selbst, unaufhörlich Mantra-artig von sich.

Mikrokreditprogramme haben sich in den letzten Jahren in der ganzen Welt, selbst in Europa und den USA, zu einer viel gepriesenen Methode entwickelt, um Arme in Kleinstunternehmer zu verwandeln. Auch die staatliche Entwicklungspolitik ist auf dieses Pferd aufgesprungen. Mehr als die Hälfte aller Mikrokredite werden in Südasien vergeben. Die Bilder von glücklich lächelnden Kreditunternehmerinnen in bunten Saris gingen und gehen um die ganze Welt.

Die AkteurInnen der Mikrofinanzindustrie (MFI) sind unterschiedlichster Art. Mittlerweile gibt es viele tausende Institutionen, die die „Bekämpfung der Armut“ als Geschäft entdeckt haben. Sie sind als Banken, als NGOs oder als Fonds konstitutiert, einige sind sogar an die Börse gegangen. Dann gibt es noch, in viel geringerem Ausmaß, nicht-kommerzielle Akteure wie Oikocredit und Opportunity International.

Mikrokredite sind Frauenpower, bedeuten Empowerment, die Frauen sind die verlässlichsten RückzahlerInnen usw. – die Verteidiger dieser Form der „Armutsbekämpfung“ – so gut wie ausschließlich Männer – werden nicht müde, diese Litanei des Frauenlobs lauthals zu verkünden. Und die Symbolfigur Yunus bezeichnet die Mikrokredite immer als Glücksbringer für die Frauen.

Gerhard Klas geht auch ausführlich auf Yunus’ Lieblingsidee vom „Social Business“ ein, vom Sozialen Unternehmertum. Mittlerweile sind zahlreiche Konzernchefs beste Freunde des Nobelpreisträgers. Yunus' Zusammenarbeit mit Danone, mit BASF, mit dem Otto-Konzern hat jedoch keineswegs die propagierte Armutsreduktion gebracht.

Zum Unterschied vom Friedensnobelpreisträger meint allerdings der deutsche Journalist Klas nicht, dass die Mikrofinanz eine Revolution in der Entwicklungspolitik und der Armutsbekämpfung darstelle.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, das die Augen öffnet.
Werner Hörtner

(Siehe Artikel des Autors auf S.32/33.)

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