Keine Panik

Von Robert Poth · · 2009/03

Nach fast zehn Jahren Expansion kommt Südafrikas Wirtschaft plötzlich zum Stillstand. Die Regierung beruhigt: Durchtauchen und neu starten lautet die Devise.

Der weltweite Konjunktureinbruch kam auch für die Wirtschaft Südafrikas überraschend – und wie in vielen anderen Ländern zum schlechtesten Zeitpunkt. Denn bevor die externe Nachfrage nachließ, hatte die Zentralbank die Leitzinsen erhöht, um die steigende Inflation zu bekämpfen und eine Überhitzung zu verhindern. Beide wachstumsdämpfenden Effekte verstärkten sich nun seit vergangenem Sommer und bereiten einer neunjährigen kräftigen Expansion ein abruptes Ende. Ob Exportnachfrage, privater Konsum, Kreditnachfrage und Investitionen, alle Kennzahlen weisen nach unten; die Industrieproduktion lag schon im Dezember um 7% unter dem Vorjahresniveau. Einziger positiver Nebeneffekt ist die Stabilisierung der Stromversorgung: Nach den Engpässen im Vorjahr gibt es jetzt wieder Überkapazitäten.
Noch ist die Talsohle nicht erreicht, aber insgesamt dürfte Südafrika eine Rezession vermeiden. Für das Gesamtjahr 2009 sei ein Wachstum von 1,2% zu erwarten, erklärte Finanzminister Trevor Manuel Mitte Februar. Doch danach sollte sich die Konjunktur wieder erholen, gestützt durch niedrigere Zinsen, den Tourismus in Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft 2010 und höhere Investitionen in die Infrastruktur. Die Regierung will in den nächsten drei Jahren knapp 80 Mrd. US-Dollar in Kraftwerke, Eisenbahnen, Straßen und Fußballstadien investieren. 2010 und 2011 soll es dann mit plus 3% bzw. 4% wieder aufwärtsgehen – was weitgehend der Prognose des Finanzdienstleisters Absa Capital entspricht (siehe Grafik).

Risiken bleiben aber. Die Regierung konnte die enorm hohe Arbeitslosigkeit seit 2003 von 31% auf 23% reduzieren und dabei jährlich 500.000 neue Arbeitsplätze generieren. Im kommenden Jahr könnten jedoch 250.000 Jobs in Bergbau und Industrie verloren gehen, prognostizierte die südafrikanische Investmentfirma Macquarie First. Wachsende soziale Spannungen könnten auch die externe Stabilität gefährden. Das Leistungsbilanzdefizit erreichte 2008 mit 8% des BIP bereits alarmierende Dimensionen. Zwar beruhigt die Regierung: Geringere Konsumausgaben und der Rückgang der privaten Investitionen würden die Importnachfrage senken und das Defizit auf 6,3% verringern. Absa Capital erwartet sogar nur minus 4,5% – u.a. weil die geringeren Gewinne der Unternehmen auch die Dividendenabflüsse ins Ausland drücken werden.
Das verweist aber auch auf den großen Umfang der ausländischen Portfolio-Investitionen an der südafrikanischen Börse. Durch Kapitalabflüsse könnte die nationale Währung Rand stärker an Wert verlieren, was über teurere Importe die Inflation neuerlich in die Höhe treiben und der SARB (südafrikanische Zentralbank) ein klassisches Dilemma bescheren würde: Die Inflation mit Zinserhöhungen zu bekämpfen würde den konjunkturellen Aufschwung wieder torpedieren. Im Fall einer Währungs- und Liquiditätskrise stünde aber wohl der Internationale Währungsfonds bei Fuß – mit der neuen kurzfristigen Liquiditätsfazilität für Länder mit „solider“ Wirtschaftspolitik. Südafrika könnte also auf jeden Fall mit einem blauen Auge davon kommen.

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