Aufbruch der zweiten Generation

Von Martina Seehuber · · 2011/06

Pun Ngai, Ching Kwan Lee u.a.

Sachbuch. Assoziation A, Berlin/Hamburg 2010, 296 Seiten, € 18,00

Immer wieder ist, vor allem seit letztem Jahr, in den Medien von Streiks chinesischer ArbeiterInnen zu hören. Sei es in Shenzhen beim taiwanesischen Elektronikriesen Foxconn, der für große Unternehmen wie HP, Apple und Dell produziert und bei dem seit Anfang letzten Jahres 19 junge ArbeiterInnen aus den Fenstern der firmeneigenen Schlafräume sprangen – mit meist tödlichem Ausgang –, um den schechten Arbeitsbedingungen zu entgehen. Oder bei Honda in China, wo ArbeiterInnen eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erstreiken versuchten. Plötzlich schien sich wie ein Lauffeuer der Ruf nach besseren Arbeitsbedingungen zu verbreiten. Eine neue Generation von WanderarbeiterInnen ist herangewachsen, eine, die das Leiden und Ausgebeutetwerden satt hat und sich zunehmend ihrer Rechte bewusst wird.

Der erste Teil des Buches vermittelt einen Einblick in das Leben und Arbeiten junger chinesischer ArbeitsmigrantInnen in verschiedenen Branchen, z.B. in der Elektronikindustrie, dem Baugewerbe und der Karaoke-Sex-Industrie. Im Zentrum stehen die Menschen mit ihren Vorstellungen, ihrem Empfinden. So lebte und arbeitete beispielsweise in der Karaoke-Sex-Industrie eine der AutorInnen mit den ArbeiterInnen mit, um so einen möglichst nahen Eindruck zu erhalten. Dabei war dieser Versuch keineswegs ungefährlich; auf jeden Fall lernte sie so das Leben der Menschen mit allen Höhen und Tiefen kennen.

Diese Authentizität ist beim Lesen spürbar. Der Schreibstil, klar und flüssig, vermittelt einen sehr guten und vor allem menschlichen Einblick in das Leben der ArbeiterInnen dieser neuen Generation.

Im zweiten Teil des Buches wird auf unkomplizierte und gut verständliche Weise das Verhältnis von Wirtschaft, Politik und WanderarbeiterInnen in Bezug auf die Streikentwicklung analysiert und diskutiert. Das Hintergrundwissen zum Aufbruch dieser neuen Generation wird kompakt vermittelt.

Am Ende bemerkt man, dass Menschen, die Tag für Tag im Verborgenen schwere Arbeit verrichten, in diesem Buch deutlich in den Vordergrund getreten sind. Die Zusammenhänge zwischen der Produktion von iPhones, Autos sowie der Tourismusszene und chinesischen WanderarbeiterInnen werden gut sichtbar. Ein spannendes und sehr informatives Werk.

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