Daisy Rubiera Castillo: Ich, Reyita. Ein kubanisches Leben.

Von Redaktion · · 2000/06

Aus dem Spanischen von Max Zeuske. Rotpunktverlag, Zürich 2000. 263 Seiten, öS 263,-

Reyita erzählt. Niedergeschrieben von ihrer Tochter Daisy Rubiera Castillo, Kulturwissenschafterin in Havanna, erzählt Reyita als fast Hundertjährige ihr Leben. Sie wurde 1902 in Santiago de Cuba geboren und starb 1997 in derselben Stadt. Die Leserschaft erfährt von einer beeindruckenden Lebensgeschichte aus einem bisher noch nie schriftlich niedergelegten Blickwinkel, dem einer schwarzen Frau. Erstmals im Bereich der historischen kubanischen Literatur ist eine schwarze Frau Protagonistin der von ihr erzählten Geschichte. Das Einzelschicksal als Zeitdokument – Reyita richtet ihren Blick aus weiblicher, schwarzer und familiärer Perspektive auf die kubanische Geschichte des 20. Jahrhunderts und ihre Wurzeln in der Zeit der Sklaverei.

Dieses literarische Novum belegt der Übersetzer und Historiker Michael Zeiske in seinem wissenschaftlichen, sehr informativen Nachwort über „Schwarze Erzähler – Weiße Literaten“. Beeindruckend die Zahl an späteren musischen Größen Kubas, die zufällig den Lebensweg Reyitas kreuzen. Genauso zufällig wie die Begegnung mit dem „lustigen und fröhlichen Burschen“ Fulgencio Batista, der sich 1952 durch einen Militärputsch als Diktator installierte und gegen dessen Politik Reyita später opponieren sollte. Trotz patriotischer Gesinnung, vor allem im Zusammenhang mit den Zielen der kubanischen Revolution von 1959, ist es auffallend zu beobachten, dass sich Reyita in ihren Erzählungen nie als Kubanerin bezeichnet. Die Diskriminierung der afrokubanischen Bevölkerung sitzt zu tief, um ein solches Gefühl entstehen zu lassen. Geprägt von ihren negativen Erfahrungen als einziges schwarzes Kind in der Familie, heiratet Reyita einen weißen Mann, um ihre Nachkommen, mittlerweile 8 Kinder, 39 Enkel, 64 Urenkel und 7 Ururenkel, vor schlechter Behandlung aufgrund ihrer Hautfarbe zu bewahren.

Ein bewegendes Dokument, in klarer, einfacher Sprache gehalten, vor dessen Einfachheit der Wissenschafter im Übersetzer jedoch teilweise ins Stolpern kommt.

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