Das Hearing

Von Redaktion · · 2014/11

Wie vielleicht nicht alle von Ihnen wissen, habe ich mich entschlossen, EU-Kommissar zu werden. Sicher, durch Kolumnen und Benefizauftritte könnte ich mehr verdienen, aber wenn das eigene Land für einen etwas tun kann, dann muss man das wohl annehmen. Ich denke, dass ich gut für das Ressort Klima und Energie geeignet bin. Meine ganze Familie ist im Ölgeschäft tätig, ich habe Öl mit der Muttermilch aufgesaugt und weiß wie kaum jemand anderer, wie notwendig es ist, dass hier alles „wie geschmiert“ läuft.

Ja, es stimmt, dass ich dabei war, als es darum ging, Ecuador zu verklagen, weil sie uns die Bohrlizenz entzogen haben. Aber glauben Sie, dass Ecuador die Prinzipien der Rechtstaatlichkeit sonst jemals erlernt hätte? Ich weiß daher auch sehr genau, wie solche Schiedsgerichte ablaufen. Im Prinzip war das damals eine Familienjause bei uns auf der Terrasse. Es ist doch super, wenn man solche Probleme nicht an die große Glocke hängen muss. Da weiß man ja eh, was dann dabei herauskommt: Eine Medienkampagne, bei der mit Halbwissen herumgeworfen wird. Dass wir damals einen Journalisten bestochen haben, diesen Vorwurf weise ich entschieden zurück. Das war ein Sozialprojekt! Sie wissen doch ganz genau, dass heute ein halbwegs solides Computerprogramm 1.200 Artikel am Tag schreibt. Da muss so ein Journalist doch froh sein, wenn er bei uns in der Presseabteilung den Medienspiegel erstellen darf. Und das tut er heute sehr gerne.

Meine langjährige Tätigkeit in einem internationalen Ölkonzern ist deshalb nicht nur vereinbar mit der Tätigkeit eines EU-Kommissars für Klima und Energie, sondern geradezu Voraussetzung für diesen Job. Man muss heute Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz verbinden. Das ewige Entweder-Oder-Denken bringt uns nicht weiter. Nur ein leistungsstarker Geländewagen bringt dich in unberührte Natur! Nur weil ich in der Ölbranche vernünftig verdiene, kann ich mir ein Biojogurt leisten! Europa bräuchte mehr Menschen, die es schaffen, scheinbar Unvereinbares zusammenzubringen. Ich lade Sie ein: Strengen wir uns an!

Georg Bauernfeind ist Kabarettist und Publizist in Wien. Programm und Termine auf www.georg-bauernfeind.at

PS: Die Redaktion weist darauf hin, dass derzeit keine Südwind-Artikel von automatisierten Computerprogrammen erstellt werden, sondern alle Artikel in echter Handarbeit entstehen. Noch.

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