Der Dia-Boom

Von Werner Hörtner · · 2009/03

Der gute alte Dia-Vortrag erlebt eine Renaissance; das Publikum verwirklicht dabei Reise- und Abenteuerträume.

Es ist zwar nicht mehr der alte Dia-Projektor, der mit einem lauten Klick bei jedem Bildwechsel an seine Existenz erinnert; die Bilder gleiten lautlos und fließend ineinander und erzeugen so die Illusion von Bewegung, präsentiert nach modernen technischen Qualitätsstandards. Dennoch ist es im Prinzip noch der gute alte Foto-Vortrag, mit dem man früher dem Freundeskreis die eigene Urlaubsreise vor Augen führte. Nur dass heute die Reisenden in hunderten Vorträgen hunderte Menschen anziehen, die sich gerne und gegen Bezahlung in ferne Länder entführen lassen. Was hat sich da geändert?
Oder formulieren wir es andersrum: Gleich geblieben ist offenbar die Anziehungskraft des Fernen, Fremden. Man lässt sich offenbar gerne in fremde Welten entführen; einige, weil sie selbst in diese Regionen zu reisen beabsichtigen, andere gerade deshalb, weil sie selbst nie dorthin kommen werden. Das Ergebnis ist dasselbe: die Illusion einer Reise, in die man durch die Vortragskunst des reisenden Fotografen tief eintaucht.

Audimax der Universität Wien, Ende Jänner. Der große Saal ist fast bis auf den letzten Platz gefüllt, das Publikum großteils studentisch. Der deutsche Fotograf und Buchautor Peter Gebhard (seinen eindrucksvollen Bildband „Der Weg der Inka“ haben wir im SWM 10/01 vorgestellt) schildert seine Panamericana-Reise, von Alaska nach Feuerland. Bestechend nicht nur die Qualität der Fotos, sondern auch der Vortrag: tiefe Sachkenntnis gemischt mit persönlichen Geschichten über die dargestellten Personen, präsentiert mit angenehmer Zurückhaltung des Ich-Erzählers. Keine Spur von „Ich bin ein wilder Hund, ein toller Kerl, habe die unglaublichsten Abenteuer erlebt!“, sondern sachliche Begleitung der Foto-Projektionen.
Der deutsche Günter Wamser legte einen Teil dieser Strecke ebenfalls zurück, doch auf Pferdesrücken. In elf Jahren ritt er 20.000 km weit, von Feuerland bis zur Grenze Mexiko-USA (das Buch zur Reise auf www.abenteuerreiter.de). Dieter Glogowski zeigt eine Fotoreportage über die Flucht tibetischer Kinder ins Exil nach Nepal und macht so auf das Flüchtlingsdrama am Dach der Welt aufmerksam. Bernhard Brenner folgt indischen Pilgern und Pilgerinnen auf alten Routen nach Varanasi am Ganges, wo sie ihre Reinigungsrituale durchführen. Der engagierte Umweltschützer und Menschenrechtsaktivist Rüdiger Nehberg schließlich präsentiert einen Ausschnitt aus seinem Lebenswerk (www.ruediger-nehberg.de).

Termine der Vorträge siehe S. 42;
Näheres: www.allesleinwand.at

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