Der Nebel von gestern

Von Ruth Papacek · · 2011/02

Leonardo Padura

Roman. Aus dem kubanischen Spanisch von Hans-Joachim Hartstein. Unionsverlag, Zürich 2010, 384 Seiten, € 20,50

Eine geheimnisvolle Bibliothek bildet den Ausgangspunkt des Romans. Hier, inmitten wertvoller Folianten aus der kubanischen Vergangenheit, findet der bibliophile Ex-Polizist Mario Conde einen Zeitungsausschnitt über die Bolerosängerin Violeta del Río. Das Bild der Sängerin und ihre einzige Schallplatte ziehen El Conde in ihren Bann und so beginnt eine faszinierende Reise in das Kuba der 1950er Jahre. Casinos, Cabarets und flotte Mädchen – Violeta del Río ist der Mittelpunkt als berühmt-berüchtigte „Königin der Nacht“.

Umgeben von anderen schillernden Persönlichkeiten wie der Prostituierten Flor de Loto oder der konkurrierenden Bolerosängerin Katy Barqué entspinnt sich eine Zeitreise in die Vergangenheit. Damals wollten der vermögende Alcides Montes de Oca und die Geschäftsleute Meyer Lansky und Louis Mallet ein neues Kuba kreieren, was jedoch nach der Niederlage Batistas scheiterte. Auch die Liebe zwischen Montes de Oca und Violeta endete abrupt. Ihr spontaner Rückzug aus dem Musikgeschäft sowie der nachfolgende Selbstmord blieben weitgehend ungeklärt. Zurück in der Gegenwart wollen die Geschwister Amalia und Dionisio, Kinder der Wirtschafterin von Alcides Montes de Oca, eben dessen vierzig Jahre lang gehegte und konservierte Bibliothek verkaufen und stürzen El Conde in ein turbulentes Abenteuer aus dem Nebel von gestern.

Leonardo Padura erzählt eine weitere Geschichte mit dem schrulligen, an der Vergangenheit hängenden und dennoch liebenswerten Mario Conde, der schon Protagonist des Krimi-Zyklus „Das Havanna-Quartett“ war. Schillernd und fesselnd führt der Autor die LeserInnen auf eine Spurensuche in das alte Kuba und zeigt dabei gleichzeitig das Elend, die Armut und die Demoralisierung der Gegenwart auf. Krimi, Milieustudie, Geschichts- und Bücherkunde finden sich hier zu einer äußerst gelungenen Mischung vereint, die unbedingt empfehlenswert ist.
 

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