Der schmale Pfad

Von Christine Kohlmayr · · 2011/05

Ayşe Kulin, aus dem Türkischen von Angelika Gillitz-Acar und Angelika Hoch.

Zwei Mädchen sind als Kinder die besten Freundinnen. Dann trennen sich ihre Wege für fast 30 Jahre. Zum Zeitpunkt ihres Wiedersehens befinden sie sich in zwei gegensätzlichen politischen Lagern und ein Verstehen scheint unmöglich. Die Autorin Ayşe Kulin arbeitet hier den Konflikt zwischen Kurden und Türken anhand zweier Frauen auf. Leitende Frage ist, ob und wie sich ein solcher lange dauernder politischer und blutiger Konflikt lösen lassen kann.

Ayşe Kulin lässt ihre zwei weiblichen Protagonistinnen in einem Gefängnis aufeinander treffen. Zeliha wurde zur kurdischen Freiheitskämpferin und steht mit ihrem Leben für die Gleichberechtigung des kurdischen Volkes ein. Nachdem ihrem Volk so viel Gewalt angetan wurde, sieht sie ihre Antwort darauf ebenfalls in der Gewalt. Nevra ist eine emanzipierte türkische Journalistin, die im Gegensatz dazu für einen gemäßigten Kampf eintritt. Sie ist sich bewusst, dass auf türkischer Seite viel falsch gemacht wurde, plädiert jedoch für ein Entgegenkommen beider Seiten.

Im Zentrum des Romans steht das äußerst berührende Treffen dieser beiden Frauen. Bevor Nevra ihr Interview mit ihrer alten Freundin machen kann, der eigentliche Grund für das Treffen, müssen sie erst wieder einen Weg zueinander finden. Durch Debatten, gemeinsames Erinnern, Trauern und Lachen blüht die alte Freundschaft von neuem auf. Nach einem langen Tag voller Gespräche und Diskussionen erkennen die beiden, dass ihre tiefe Zuneigung und Liebe zueinander wichtiger sind als die Gegensätze ihrer politischen Einstellungen.

Die Türkische Bibliothek des Unionsverlags bringt auch hier wieder ein außerordentliches Werk einer türkischen Autorin heraus. Ebenso hervorragend ist die Analyse des Werkes im Nachwort von Jens Peter Laut. Sein Versuch der Einordnung des Werkes in eine politische, gesellschaftliche und literarische Landschaft erhöht das Lesevergnügen.

Der vorliegende Roman rief heftige Kritik, sowohl von türkischer als auch kurdischer Seite, hervor. Unionsverlag: Zürich 2010,  288 Seiten.

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