Der Sinn der Ehre

Von Irmgard Kirchner · · 2001/04

Die Ehrenamtlichen in der Entwicklungszusammenarbeit leisten nicht nur Arbeit.

Die UNO hat 2001 – das symbolträchtige erste Jahr des dritten Jahrtausends – zum Internationalen Jahr der Ehrenamtlichen erklärt.

Ob Nachbarschaftshilfe, Feuerwehr oder internationale Einsätze zur Armutsbekämpfung: Das Spektrum der ehrenamtlichen Tätigkeiten ist so breit wie ihr Beitrag für Fortschritt und Gemeinwohl in Entwicklungs- und Industrieländern groß ist. Mehr Anerkennung, mehr Möglichkeiten, stärkere Vernetzung und Förderung soll dieses UNO-Jahr für die Ehrenamtlichen bringen.
Im selben Jahr 2001 denkt in Österreich ein Kreis von WissenschaftlerInnen, der Mattersburger Kreis für Entwicklungspolitik, intensiv und öffentlich über die Zivilgesellschaft im Bereich der Entwicklungspolitik nach (siehe Seite 5). Der Reflexionsprozess findet Ende Oktober in einer groß angelegten Tagung seinen Höhepunkt.
In einem ersten Diskussionspapier stellen die ”Mattersburger“ unter anderem fest, dass das gegenwärtig weltweit dominante liberale Modell eines (schlanken) Staates sich mit einem neuen Typus von Zivilgesellschaft vereine, der öffentliche Leistungen erbringe. Und weiter: Im Falle der Entwicklungszusammenarbeit in Österreich schaffe der Staat durch Ausschreibungen einen ”Markt“ für Projekte. Für die entwicklungspolitischen NGOs bedeute dies unter anderem die Notwendigkeit, sich betriebswirtschaftliche Methoden und Organisationsformen anzueignen. Darüber hinaus müssten sie ”dem Staat gegenüber verständlich machen, was sie können, was Firmen nicht können“.

Mir fällt dazu (nicht erst im Jahr 2001) ein unschlagbarer ”Wettbewerbsvorteil“ der NGOs gegenüber den Firmen ein: die Mitarbeit von Ehrenamtlichen. Nur zwei Beispiele unter vielen: In Salzburg entwickelt eine Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern in ihrer Freizeit Konzepte, wie man entwicklungspolitische Themen spannend und anschaulich in den Schulen präsentieren kann. In den Weltläden verkaufen hauptsächlich ehrenamtliche MitarbeiterInnen die Produkte aus dem fairen Handel.
Um den reinen Kostenvorteil bei der Arbeit geht es dabei nicht. Die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen ist für jede Organisation eine Herausforderung und bedarf sorgfältiger Planung, ist also nicht kostenlos. Es geht um die Bewältigung der gestellten Aufgabe. Und der könnten Firmen in der Entwicklungszusammenarbeit nicht gerecht werden. Zumindest dann, wenn man sich der sympathischen Definition anschließt, die sich im Mattersburger Diskussionspapier findet: Entwicklungszusammenarbeit als ”nachhaltige, langfristige und auf Solidarität aufbauende Beziehung“.
Die entwicklungspolitischen NGOs in Österreich können potentiell beides: Sie verstehen sich sowohl als ”Bewegung“, als auch als Dienstleister oder Auftragnehmer für die Allgemeinheit und für den Staat. Die Ehrenamtlichen legitimieren die NGOs als Teil der Zivilgesellschaft. (Womit ich nicht Zivilgesellschaft mit Ehrenamtlichkeit gleichsetzen will, wie dies konservative Konzepte einer Bürgergesellschaft tun. Der Staat hat die Verpflichtung, die Zivilgesellschaft zu fördern und die notwendigen Rahmenbedingungen für ihr Gedeihen zu schaffen.)
Auch das SÜDWIND-Magazin profitiert von ehrenamtlicher Arbeit: die Tätigkeit unserer HerausgebervertreterInnen, Mithilfe im Büro, Texte, die AutorInnen ohne Honorar für unser Magazin schreiben … An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle unsere Helferinnen und Helfer!

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