Die Bedrohung durch den menschenverachtenden Mega-Terrorismus ist real, wie der 11. September bewiesen hat. Aber zu behaupten – wie es die Führer des Westens tun – ein paar tausend weltweit verstreute FanatikerInnen würden „unsere Zivilisation“ gefährden, ist absurd. Im Gegenteil: Es ist der „Krieg gegen den Terror“ und seine Ideologie, von dem die Gefahr ausgeht – für jedwede Zivilisation.
Großer Schaden wurde bereits angerichtet. Die „neue Epoche“, die das Anti-Terror-Bündnis mit Russland und China darstellen soll, öffnet auf Betreiben der militaristischen Hegemonialmacht USA den Weg zu einer Kanonenboot-Diplomatie des 21. Jahrhunderts. Von einem auf akzeptierten Regeln beruhenden kollektiven Sicherheitssystem kehren wir zurück zur Herrschaft der nackten Gewalt. Nicht „Enduring Freedom“, sondern „Ending Freedom“ wäre der treffendere Name dieses Kriegs: Gesetze zur Einschränkung von BürgerInnen- und Freiheitsrechten werden weltweit durchgepeitscht, auch in der Europäischen Union – präventiv, falls der zunehmende Ärger sich militant äußern und „die Gesellschaft terrorisieren“ sollte.
Und das ist erst der Anfang. Die US-Administration verfolgt eine Strategie der gezielten Eskalation: Zuerst Afghanistan, dann die „Achse des Bösen“ und der angekündigte Krieg gegen den Irak, zuletzt die indirekte Drohung mit einem Kernwaffeneinsatz gegen China und Russland. Cui bono? Nun, die USA haben mehr Einfluss auf die Erdölressourcen in Zentralasien gewonnen. Die Rüstungsindustrie in den USA freut sich auf neue Großaufträge, die niemanden sicherer, aber alle ärmer machen – es werden jene Mittel verschleudert, mit denen der Kampf gegen die Armut zu gewinnen wäre.
Die Welt wird wieder viel „interessanter“, meint ein Experte für internationale Beziehungen – will heißen, unsicherer und gefährlicher. Wer stoppt die USA? Vielleicht ein geschlossenes Europa, meint Gerald Mader im Interview dieses Themenschwerpunkts. Worauf es aber ankomme, sei die Mobilisierung der Zivilgesellschaft – „dort liegt die Chance einer Veränderung“.