Differenzen in Kairo

Von Astrid Frefel · · 2000/05

Ein Treffen zwischen den Staaten der EU und Afrikas, wie es Anfang April in Kairo stattfand, war einzig in seiner Art. Eine Einschätzung, was der Gipfel für unseren Nachbarkontinent bedeuten könnte, von

Nichts werde mehr sein wie früher, im Verhältnis zwischen den europäischen und den afrikanischen Ländern, meinte ein ägyptischer Diplomat am Ende des zweitägigen EU-Afrika-Gipfels in Kairo. Das Treffen sei ein wirklicher Erfolg gewesen. Es hätte die Möglichkeit geboten, Orientierungspunkte aufzustellen für künftige Kooperationen zwischen den beiden Kontinenten.

Ganz so überschwänglich ist das Urteil sicher nicht bei allen 67 Teilnehmenden ausgefallen. Der wohl wichtigste Effekt ist die Tatsache, dass mit diesem Gipfel der afrikanische Kontinent stärker ins Bewusstsein der Europäer gerückt ist. Die Afrikaner hatten die Gelegenheit, zu zeigen, dass Afrika nicht nur mit Krieg, Hunger und Armut assoziiert werden kann. Aber nicht immer waren die Dikussionen frei vom alten „Kolonialherren versus Untertanen“-Schema.

Die grundsätzlichen Differenzen zogen sich wie ein roter Faden durch den Gipfel. Während die afrikanischen Staaten einen generellen Schuldenerlass forderten, wollten die Europäer erst Fortschritte bei der Einhaltung der Menschenrechte, der Demokratisierung sehen und und forderten, um die Korruption einzudämmen, mehr Transparenz in den Regierungsgeschäften. Die Europäer sind von ihrem Standpunkt nicht abgewichen. In der Schlusserklärung sagten sie lediglich die Bildung einer Arbeitsgruppe zu, um einen Bericht über die Schuldenproblematik auszuarbeiten. 350 Milliarden Dollar beträgt die Schuldenlast der afrikanischen Länder derzeit und diese Bürde steigt jedes Jahr um zwölf Prozent.

Immerhin haben einige Europäer, darunter Deutschland, Frankreich und dazu Marokko, in Einzelinitiativen einen teilweisen Schuldenerlass angekündigt. Damit wurde allerdings nur eine Zusage wiederholt, die bereits beim G7-Gipfel 1999 in Köln gemacht wurde.

Und noch eine Niederlage mussten die Afrikaner einstecken. Sie hätten diesen Prozess gerne institutionalisiert und mit regelmäßigen Gipfeltreffen gekrönt. Die Europäer fanden sich aber nur zu verschiedenen Ministertreffen über einzelne Sachfragen und zu einem Folgegipfel in drei Jahren – voraussichtlich in Athen – bereit. Darüber hinaus versprechen das Schlussdokument und der Aktionsplan im wirtschaftlichen Bereich eine bevorzugte Behandlung der afrikanischen Länder, eine Öffnung der EU-Märkte, Förderung der Privatinitiative und Hilfestellung, um die Armut bis 2015 auf die Hälfte zu reduzieren.

Sollten diesen Versprechen konkrete Taten folgen, dann ergäben sich tatsächlich neue Chancen für eine wirkliche Partnerschaft zwischen Europa und Afrika. Wobei zu wünschen wäre, dass die Europäer in Zukunft ihr Augenmerk auf den ganzen Kontinent und nicht nur wie bisher fast ausschliesslich auf die nordafrikanischen Staaten und Südafrika richten.

Astrid Frefel ist Korrespondentin des „Standard“ mit Sitz in Kairo.

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