Doris Bonaccorsi-Hild: Teobert Maler

Von Gerhard Pfeisinger · · 2001/06

Doris Bonaccorsi-Hild: Teobert Maler
Ibera Verlag, Wien 2001,
280 Seiten, öS 328,–

Der ”kaiserlich-mexikanische Hauptmann“ Teobert Maler (1842–1917), ein Österreicher, zählt zu den großen Pionieren der um 1900 begründeten Maya-Forschung. Er hat nicht nur viele Ruinenstätten der Maya entdeckt oder als erster näher untersucht, sondern vor allem der Wissenschaft mehr Material zugänglich gemacht als alle Forscher vor oder nach ihm. Seine durch Genauigkeit bestechenden Bauaufnahmen sowie die einzigartigen Fotos zählen aufgrund ihrer Qualität und Ausdruckskraft nach wie vor zu den wichtigsten Quellen der Mayaforschung. Die Besonderheit Malers liegt in der Behutsamkeit und dem Verantwortungsgefühl gegenüber seinem Forschungsgegenstand, das ihn nicht nur als Forscher, sondern als eine vorbildhafte Persönlichkeit im Umgang mit fremden Kulturen auszeichnet.

Dieser großen Persönlichkeit widmet Bonaccorsi-Hild ihren auf langjährigen Archivstudien in aller Welt und aufwendigen Expeditionen in Mexiko basierenden dokumentarischen Roman, der episodenhaft vor allem die mexikanischen Jahre Malers und seine legendären Entdeckungen behandelt. Der Roman ist nicht wie ein Abenteuerroman oder ein breit angelegter historischer Roman gestaltet, sondern lässt mit oft unmäßiger Detailtreue und einer sanften Gelehrsamkeit, die an Jugendbücher erinnert, die Lebensstationen Malers an der Leserschaft vorbeiziehen.

Man erfährt nicht viel über die Zeit und die Lebensumstände der MexikanerInnen unter der Diktatur des Porfirio Díaz oder über die Mexikanische Revolution, dafür umso mehr über die Strapazen der Erkundungen in den unzugänglichen Urwaldgebieten, über archäologische Stätten, Flora und Fauna. Manchmal hat man den Eindruck, ein elaboriertes Reisebuch vor sich zu haben, das sich an Maler und seinen Leistungen orientiert, ohne näher auf die persönliche und historische Komplexität einzugehen.

Trotzdem ist es das unzweifelhafte Verdienst Frau Bonaccorsi-Hilds, mit diesem Roman wieder auf einen zu Unrecht vergessenen Österreicher aufmerksam gemacht zu haben, der ausschließlich für die Erhaltung der alten Mayastätten und nicht – wie so viele zu seiner Zeit – von deren Ausplünderung gelebt hat.

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