Erich Kitzmüller / Herwig Büchele: Das Geld als Zauberstab und die Macht der internationalen Finanzmärkte

Von Elaine Rudolphi · · 2005/09

LIT Verlag, Wien 2004; 480 Seiten, EUR 22,90.-

Ob Millionenshow, Lottofieber oder der gebannte Blick auf den täglichen Börsereport: Geld scheint trotz der schweren Krisen auf den internationalen Finanzmärkten nichts von seiner Faszination verloren zu haben. Im Gegenteil, die großen Zahlen schlagen uns immer noch in ihren magischen Bann. Die nach oben und unten weisenden Pfeile der Kursentwicklung werden zu schicksalshaften Orakeln für Menschen, die um ihren Arbeitsplatz oder andere Lebensgrundlagen bangen. Geld ist längst nicht mehr das neutrale Tauschmittel, als das es in der Ökonomie lange Zeit gegolten hat. Es ist zu einem, vielleicht zu dem zentralen Symbol der Macht und des Erfolges und damit zu einem Zeichen gesellschaftlicher Anerkennung geworden.
Die Ambivalenz des Geldes ist in unseren modernen geld- und zinsgetriebenen Wirtschaftssystemen nicht mehr zu leugnen. Als Mittel der Integration und der Vereinfachung der Kommunikation zwischen Gruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen gepriesen, hat Geld die asymmetrischen Machtverhältnisse in wirtschaftlichen Beziehungen lange verdeckt. Die internationale Geldwirtschaft hat sich zudem zunehmend von der Realwirtschaft abgekoppelt. Entmaterialisierung, Entpersonalisierung, Beschleunigung und Entgrenzung des Raumes können als Schlagwörter für diesen Prozess dienen. Niemand kann sich heute dem Geschehen auf den Finanzmärkten mehr völlig entziehen.
Diese Perspektive des Betroffenseins veranlasst die beiden Autoren Erich Kitzmüller und Herwig Büchele dazu, die Funktionsweisen der internationalen Finanzmärkte eingehend zu analysieren. Sie stützen sich dabei auf Gespräche mit führenden Managern und Wirtschaftsbossen. Ihrer Analyse liegen Wertungen zugrunde. Sie wollen die Leserin und den Leser zur Einmischung und aktiven Mitgestaltung anregen, um so zur Gewaltminderung in den internationalen Beziehungen beizutragen. Angesichts der Schwäche der Nationalstaaten und internationaler Organisationen sehen die beiden Autoren einen Rat Transnationaler Akteure aus Vertreten der Wirtschaft und von Nichtregierungsorganisationen als möglichen Ansatz, die Finanzmärkte und ihre Regulierung wieder auf die politische Agenda zu setzen. Auch wenn diese Vorgehensweise unter den für einen solchen Rat in Frage kommenden Mitgliedern durchaus umstritten ist, ist sie doch ein interessanter und wertvoller Diskussionsbeitrag.

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