Hand in Hand durch die Welt(-Musik)

Von Werner Leiss · · 2019/Sep-Okt

Über feine internationale Kooperationen und einen Veteranen der serbischen Roma-Musik.

Für ihr neues Album „Placeless“ hat das legendäre Kronos Quartet aus den USA die beiden iranischen Sängerinnen Mahsa und Marjan Vahdat zu einer Zusammenarbeit eingeladen. Aufgenommen und produziert wurde die Platte von Erik Hillestad, dessen Engagement für Menschenrechte und Solidarität mehrfach ausgezeichnet wurde.

Mahsa und Marjan Vahdat dürfen als weibliche Künstlerinnen im Iran nicht öffentlich auftreten, sind jedoch gefeierte Stars der iranischen Diaspora. Die Lieder auf „Placeless“ wurden von Mahsa Vahdat zu mittelalterlichen und zeitgenössischen persischen Gedichten komponiert und von verschiedenen zeitgenössischen Komponisten mit multikulturellen, iranisch-amerikanischen Wurzeln für Streichquartett und Sänger arrangiert.

Rhythmen. Dizzy Mandjeku und Alé Kumá spannen einen musikalischen Bogen zwischen Palenque in Kolumbien und Matongé in Belgien: Leonardo Gómez ist Bassist und treibende Kraft der kolumbianischen Band Alé Kumá. Dizzy Mandjeku ist eine kongolesische Gitarren-Ikone. Er war Bandleader, u.a. des Orchestre OK Jazz, und eine zentrale Figur der Rumba- und Soukous-Jahre, der goldenen Musikjahre des Kongo. Heute lebt er in Matongé, einem Stadtteil von Brüssel, wo die kongolesische Diaspora zuhause ist. Geliefert werden Rumba, treibende Rhythmen und Gitarrensoli.

Inspirierend. Der italienische Gitarrist und Komponist Antonio Forcione arbeitete mit MusikerInnen wie Charlie Haden, Trilok Gurtu und Angélique Kidjo. Seckou Keita aus Senegal ist einer der weltweit führenden Kora-Spieler. Er musiziert mit der walisischen Harfenistin Catrin Finch genauso wie mit dem kubanischen Pianisten Omar Sosa.

Der brasilianische Perkussionist und Komponist Adriano Adewale hat u.a. mit Bobby McFerrin kooperiert und Musik für Orchester und Tanztheater komponiert. Die drei Musiker, jeder ein Virtuose auf seinem Instrument, liefern mit dem Album „Joy“ eine abwechslungsreiche Zusammenarbeit.

Roma Mulatschag. Boban Marković schließlich hat mit seinem Orchester so lange alle Preise beim legendären Blasmusikfestival im serbischen Guča gewonnen (beste Trompete, goldene Trompete, bestes Orchester), bis er freiwillig auf eine weitere Teilnahme verzichtete. „Mrak“, das neue Album dieser in unterschiedlichen Besetzungen auftretenden Institution, hört sich nur teilweise an wie gewohnt. Bekanntes aus dem Balkan-Roma-Kanon wird neu arrangiert, diesmal schleichen sich jedoch Elektronikelemente ein. Global Pop nennt man das heute.

Im Video des Titelstücks, einer Eigenkomposition, fahren sie in Budapest auf der Donau auf und ab. Auf dem Schiff wird exzessiv musiziert und getanzt. Inszeniert wird ein serbischer Roma-Mulatschag, also eine ausgelassene Feier.

Werner Leiss ist Musikkritiker des Südwind-Magazins und Redakteur des „Concerto“, Österreichs Musikmagazin für Jazz, Blues und Worldmusic.

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