Jeans auf dem Prüfstand

Von Werner Hörtner · · 2002/02

Erstmals wurde ein umfassender Jeans-Test anhand sozialer und ethischer Maßstäbe durchgeführt. Er zeigt vor allem auf, wie schwierig es ist, die Einhaltung dieser Kriterien in der weit verzweigten Produktionskette zu untersuchen.

Bei der Herstellung unserer Kleider, aber auch der Sportartikel oder Spielwaren, stinkt es oft gewaltig. Die großen Unternehmen der Branche lassen häufig von Zulieferbetrieben in der so genannten Dritten Welt oder in Osteuropa produzieren, wo international akkordierte Arbeitsrechte wie Verbot der Kinderarbeit, freie Gewerkschaftsbildung, Verbot von Zwangsarbeit usw. systematisch verletzt werden.

Diese Problematik ist mittlerweile allgemein bekannt, wozu die Aktivitäten von Initiativen wie der internationalen Clean Clothes-Kampagne und ähnlicher Bewegungen viel beigetragen haben. Und um die kritischen KonsumentInnen zu beruhigen, haben die Unternehmen begonnen, sich eigenen Verhaltenskodizes zu „unterwerfen“, worin sie sich zur Einhaltung gewisser Sozialstandards verpflichten. Doch kontrolliert wird diese Einhaltung von Prüfungsagenturen, die von eben diesen Unternehmen ausgesucht – und bezahlt – werden.


In der letzten Zeit haben sich auch europäische Verbraucherorganisationen verstärkt diesem Thema gewidmet. Das auf Unternehmenstests spezialisierte IMUG-Institut aus Hannover hat nun in einer sehr breit angelegten Untersuchung die Einhaltung von Sozialstandards bei Herstellern und Vertreibern von Jeans getestet. Untersucht wurden 16 große Firmen der Branche, die auf dem europäischen Markt vertreten sind.

So erfreulich es ist, dass bei einem Produktetest endlich auch soziale Kriterien eingeführt werden, so zeigte die Durchführung der Untersuchung die Mängel der verwendeten Methodik und die Schwierigkeit auf, zu einem verlässlichen, klaren Ranking von Unternehmen zu kommen.

Eine Schwachstelle lag einmal darin, dass sich die Untersuchung auf die Bemühungen der Firmen erstreckte, internationale Sozialstandards in der Produktionskette durchzusetzen. Und das vor allem auf der Grundlage von Informationen der Unternehmen selbst. Das heißt, es wurde nie die tatsächliche Umsetzung der Verhaltenskodizes vor Ort, also an der Produktionsstätte überprüft – aus „Zeit- und Kapazitätsgründen“, wie IMUG selbst eingesteht. Kritikwürdig auch die Tatsache, dass bei der Untersuchung der Bereitschaft der Unternehmen zu einer unabhängigen Überprüfung ihrer selbst auferlegten Verhaltensnormen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde.


Bei allen Einschränkungen: Ein Anfang ist gemacht. Und das entmutigende Ergebnis des Tests zeigt, wie viel Druck der KonsumentInnen noch erforderlich ist. Schließlich spricht auch die Tatsache, dass nur fünf (!) der kontaktierten Unternehmen kooperierten und Informationen zur Verfügung stellten, eine klare Sprache. Diesel, Benetton, Lee, Wrangler, Hilfiger, Versace u.a. zeigten kein Interesse an einer Mitarbeit.

Nur vier der untersuchten Hersteller versuchen, soziale Standards in ihren Produktionsbetrieben und Zulieferfirmen durchzusetzen; Hennes & Mauritz sowie Levi Strauss sind bei diesen Bemühungen am weitesten vorangekommen.

Das Testergebnis wird in Österreich in der Februarnummer der Zeitschrift „Konsument“ des VKI veröffentlicht. Es ist auch – zusammen mit einer Stellungnahme der Clean Clothes-Kampagne – auf www.konsument.at zu finden.




Eine von der Frauensolidarität im Rahmen der Clean Clothes-Kampagne herausgegebene Jeans-Broschüre (20 Seiten) erschien soeben in einer zweiten, überarbeiteten Auflage.

Bestellungen an Frauensolidarität, Berggasse 7, 1090 Wien, Tel. 01/317 40 20-0. Stückpreis öS 20,-/plus Porto.


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