Nairobi Half Life

Von Redaktion · · 2014/04

Film

DVD, 96 Min.

Der junge Mwas ist ein Streetgangster im wirklichen Leben und ein Dieb auf der Bühne. Dass es so kam, war nicht sein Plan. Als er sein Leben in der kenianischen Provinz hinter sich ließ, um in Nairobi sein Glück zu versuchen, wollte er nichts als Schauspieler werden. Er hat Pech. Bestohlen, verraten, ohne Geld und ohne Papiere landet er im Gefängnis und freundet sich mit dem Gangführer Oti an. Der führt ihn in das Leben in Nairobis Straßen ein – ein schnelles Leben, in dem man nimmt und gibt ohne zu zögern.

Mwas lernt schnell: wie man in wenigen Minuten von einem Auto Blinker, Scheinwerfer und Reifen abmontiert, Handys klaut und damit dealt; wie man „abhängt“; tanzt; sich mit kriminellen Polizisten arrangiert. Dann bewaffneter Überfall, Autodiebstahl. Es scheint zu laufen. Im Leben und auf der Bühne. Denn während Mwas, ohne es zu wollen, sich immer mehr in Kriminalität, Gewalt und Gefahr verstrickt, will er noch immer Schauspieler werden. Er hat Glück. Er überzeugt beim Vorsprechen, probt für ein Stück, führt ein Doppelleben. Oder ist er im wirklichen Leben ein Schauspieler und mimt den Kriminellen, um auf der Bühne stehen zu können?

„Nairobi Half Life“ hat alles, was zu einem Gangstermovie gehört – Action, Liebe, Spannung, Tempo, gute Musik, starke SchauspielerInnen, ambivalente Charaktere. Dabei handelt es sich um ein Regie-Debüt: Der Regisseur, der Kenianer Tosh Gitonga, ging als Gewinner aus einem Trainingsprogramm und Kurzfilmwettbewerb hervor. Durchgeführt wurde das Projekt von One Fine Day Films in Kooperation mit der Deutschen Welle Akademie. One Fine Day Films ist eine von Marie Steinmann und dem deutschen Erfolgsregisseur Tom Tykwer (u.a. „Lola rennt“, „Das Parfum“) gegründete alternative Filmproduktionsfirma. Im Rahmen der Initiative konnte Gitonga sein Spielfilm-Debüt realisieren. Das Ergebnis Nairobi Half Life ist also eine deutsch-kenianische Koproduktion.

Der Grundplot des Films – junger, aufrichtiger, naiver Mann kommt von der Provinz in die Stadt und erlebt dort den Sündenfall – ist dabei etwas bieder; die Spannung, die der Film mit Mwas Doppelleben aufbaut, lässt das glücklicherweise vergessen. Am stärksten sind die Szenen, in denen der Protagonist seine Fähigkeiten und Kreativität nutzt, unerwartet agiert, um sich aus gefährlichen Situationen zu retten. Auf der Bühne spielt Mwas einen Dieb, der nicht stiehlt, um zu nehmen, sondern in die Häuser der Reichen einbricht, um eine Botschaft zu bringen. Als er auf der Bühne weinend seinen Schlussmonolog spricht – „Wählen wir, was wir sind?“ – hat er im wirklichen Leben Dinge getan, die man nicht wie in einem Spiel wieder rückgängig machen kann. Ein gelungenes Spiel mit Fakt und Fiktion, das dafür sorgt, dass der Film im Gedächtnis bleibt.
Martina Kopf

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